28.06.15 n.V.C.
08:00 Ortszeit - Senatsgebäude von Coruscant
Die Luft war stickig in einem der vielen Besprechungsräume, die im Senat von Coruscant zur Verfügung standen. Zwei Dutzend Abgeordnete von politischer und militärischer Herkunft überstiegen schlicht das, was eine handelsübliche Ventilation leisten konnte. Wie in einer Schulung saßen die Anwesenden reihenweise vor einem Präsentationsprojektor, neben dem General Varkov bereits Stellung bezogen hatte. Der dunkelhäutige Zabrak wartete geduldig darauf, dass sein Assistent die leicht verspäteten Teilnehmer auf ihre Plätze verwies, ehe er das Getuschel der Anwesenden mit seiner militärisch-schneidenden Stimme durchbrach.
„Geehrte Senatoren, Kollegen, Gäste der Republik und Jedi…“ Bei letzteren Worten nickte der General respektvoll zu dem einzig anwesenden Jedi in seiner braunen Robe. Die Geste wurde erwidert, der General fuhr fort.
„… Es zeichnet sich eine Gelegenheit ab, für die unverzüglich Vorbereitungsmaßnahmen getroffen werden müssen. Das Imperium bleibt gegenüber unserer Offensive weiter standhaft, was nicht zuletzt auch an den technischen Errungenschaften liegt, die unser Feind in den letzten Monaten für sich beanspruchen konnte.“
Wie abgesprochen schaltete Varkovs Assistent den Projektor am Ende seiner Eröffnung ein. Der General wusste, dass für die Versammlung eine imperiale Raumstation zu sehen war, die in ihrer Erscheinung nicht unauffälliger sein könnte. Er ließ einen Augenblick schweigend vorüberziehen, bis er die volle Aufmerksamkeit wieder auf sich ruhen spürte.
„Ein Motor dieser imperialen Errungenschaften ist das hier zu sehende Arkanum. Wir erinnern uns an die Sonnenauslöscher-Krise vor dem Ende des kalten Krieges. Solche Technologien werden in dieser Station erforscht, neben biologischen Waffen und Sith-Experimenten, die wir uns hier gar nicht vorstellen wollen. Fakt ist: Das Arkanum muss zerstört werden, wenn wir weitere Fortschritte im Krieg sehen wollen. Leider bleibt die genaue Position der Forschungsstation bis heute ein Geheimnis, womit ich zu der angesprochenen Gelegenheit komme.“
Varkov erkannte das Umschalten des Holoprojektors vor allem an den Schatten, welche das bläuliche Licht an die Wände des Raumes warf. Statt der Raumstation war nun die Gestalt einer schlanken Menschenfrau mit roten Haaren zu erkennen. Sie war mit ihrer schwarzen Robe klar als Sith zu identifizieren, weshalb sich erste Mienen bei den Anwesenden sichtlich zu verdüstern begannen.
„Der hier anwesende Jedi-Ritter Bheren Sol führte im letzten halben Jahr einen selbstlosen Aufklärungseinsatz im Reich des Feindes. Durch ihn wissen wir, dass eine Dienerin des Arkanums den imperialen Raum bald verlassen wird, um unbestätigte Rituale im Asteroidenfeld von Malachor V durchzuführen. Diese Sith, Lord Vhem, verfügt über das Wissen was wir benötigen, um das Arkanum erfolgreich angreifen zu können. Deshalb haben wir ein Team zusammengestellt, welches die Ergreifung der Zielperson sicherstellen kann. Ich ersuche Sie nun um Unterstützung, damit die Operation von allen Institutionen bewilligt wird.“
Als der General endete, nahm das Getuschel vom Anfang wieder seinen Lauf. Senatoren und ranghohe Militärabgeordnete unterhielten sich mit ihren Beratern, führten Gespräche über ihre Kom-Stöpsel oder sinnierten still über das Gehörte. Varkov wartete geduldig, führte die Hände in militärisch korrekter Haltung im Rücken zusammen und tauschte erneut Blicke mit Bheren Sol, dem Jedi aus. Schließlich wurde eine Stimme unter den Anwesenden laut:
„Wer wird den Einsatz leiten, General?“
Varkov sah den Sprechenden, einen Rodianer, bei seiner Antwort direkt an, was diesem sichtlich nicht behagte: „Bheren Sol ist mit der Zielperson vertraut und verfügt demnach über die erforderlichen Kenntnisse, diesen militärischen Eingriff mit bestmöglicher Effizienz zu führen.“
Wieder Getuschel. Auch nach fünfzehn Jahren waren Jedi auf Coruscant ein vieldiskutiertes Thema. Die eine Seite hielt die Jedi nach wie vor für die Wächter des Friedens, während die Andere sie für mitschuldig an dem gesamten galaktischen Krieg befand. Für Varkov lag die Wahrheit – wie so oft – zwischen beiden Welten, weshalb er mit voller Überzeugung hinter seiner Ankündigung stand. Das merkte auch die Versammlung, die sein Urteil im Folgenden nicht weiter kommentierte. Im Senatsgebäude war dies mit Zustimmung gleichzusetzen.
„Und wer wird von der Republik gesandt?“ fragte ein Senator aus den hinteren Reihen.
„Für diese spezielle Mission haben wir uns nach Spezialisten umgesehen, über bestehende militärische Ränge hinaus. Die Wahl fiel auf einen ehemaligen republikanischen Soldaten, der uns sich und seine Crew freundlicherweise zur Verfügung stellte. Captain Szerroh, wenn ich bitten darf?“
Der besagte Mensch erhob sich aus einer Sitzreihe der Versammlung und kämpfte sich unter Mühen durch das Gewühl aus Beinen, das zwischen ihm und dem mittig liegenden Durchgang lag.
„Entschuldigen Sie.“
„Verzeihung.“
„Bauch einziehen.“
„Entschuldigung.“
„Danke sehr.“
„Wenn ich bitten darf…?“
Sichtlich erleichtert trat Szerroh schließlich in den Gang, zog seine Jacke aus schwarzem Synthleder zurecht und schloss zu Varkov auf. Beide gaben sich kurz die Hand.
„Die Republik dankt Ihnen für Ihre Bereitschaft.“
„Ist mir ne Ehre, General.“
Der Captain stellte sich neben Varkov auf und blieb dort für den gesamten Rest der Besprechung. Endlose Detailfragen prasselten auf den General ein, vom genauen Zeitpunkt des Einsatzes bis hin zu den Bedingungen, unter denen die Zielperson am Ende festgehalten werden sollte. Am Ende waren glücklicherweise alle Anwesenden zufrieden, als sie den Raum verließen. Der General blieb mit Bheren Sol und dem Captain zurück, sein Assistent schaltete den Holoprojektor aus.
„Das sollte uns die Zustimmung des Senats gesichert haben.“ Varkov sah seine Auserwählten selbst nicht unzufrieden an und löste seine Hände zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit von seinem Rücken, um beiden auf die Schulter zu klopfen, „Etwas zu trinken, meine Herren?“
Bheren schüttelte den Kopf: „Ich werde sofort nach Tython zurückkehren und meinen Padawan in Kenntnis setzen. Wir stoßen auf der Flottenstation zu Euch, Captain.“
Varkov und Szerroh sahen dem Jedi nach, bis er den Besprechungsraum verlassen hatte.
„Keine Sorge, General. Ich trinke für unseren Meister Jedi mit! Es geht schließlich nichts um einen guten Drink vor einer Selbstmordmission.“ Szerroh klatschte vorfreudig in die Hände, während er dem General aus dem Raum heraus begleitete und an seiner Seite durch die prachtvollen Gänge des Senatsgebäudes flanierte.
„Es ist beeindruckend, dass Sie über eine Mannschaft verfügen, die Ihnen selbst auf eine derart gefährliche Mission folgt.“ bemerkte Varkov anerkennend, „Sie hätten es im republikanischen Militär weit gebracht, Captain.“
Szerroh gab ein wenig überzeugendes Lachen von sich: „Meine Mannschaft… Ja! Die war direkt voll dabei, als ich ihnen vom Plan erzählt habe. Krasse Kameraden, wirklich.“
Varkov hob eine der bei seiner Spezies nicht vorhandenen Augenbrauen. „Sie HABEN Ihre Mannschaft doch über den Einsatz unterrichtet?“
Die Antwort darauf wurde von einem aufmunternden Schulterklopfen vonseiten des Captains eingeleitet, gerade als sie den Senat durch den gewaltigen Haupteingang verließen und hinaus in das Morgenlicht der republikanischen Hauptwelt traten.
„General, machen Sie sich gar keine Sorgen. Meine Leute und ich kümmern uns mit ein bisschen Rückendeckung darum, dass diese Vhem sehr bald in einer republikanischen Stasiszelle sitzt.“