Der schrille Pfeifton der Holokomanlage schallte durchdringend und eingängig durch die kleine ein-Zimmerwohnung und beendete sehr abrupt das gleichmäßige, sehr friedliche Schnarchen der jungen Zabrak, die - Arme und Beine in merkwürdiger Verrenkung von sich gestreckt- halb auf einem heruntergekommenem und zerschlissenen Sofa und halb auf dem Fußboden lag. Verschlafen und wirres Zeug in sich hineinbrummelnd hiefte die Zabrak ihren kompletten Körper auf die Couch um sich auf selbiger, den Kommunikator starrköpfig ignorierend, zum Weiterschlafen einzurollen. Dabei räumte sie in der Bewegung einen ganzen Stapel Müll und zwei leere Flaschen von dem kleinen, sehr vollgestellten Beistelltisch. Das Klirren der auf dem Boden zerspringenden Flaschen, der Alarm des Holokoms und lautes Geplärre aus einer Musikanlage, die sich in selben Moment mit der Weckfunktion einschaltete, mischten sich zu einer wirren Kakophonie, die Zierras Laune für diesen Tag endgültig in den Keller treiben sollte. Laut und energisch fluchend fuhr die Zabrak vom Sofa hoch, rieb sich mit ihren kleinen, drahtigen Fingern angestrengt die Schläfen und wurschtelte sich danach umständlich aus der grauen, löchrigen Wolldecke, in die sie sich eingewickelt hatte. Schlaftrunken und über mehrere auf dem Boden herumliegende Dinge stolpernd schwankte sie durch den Raum, um sowohl den Wecker als auch die Komanlage mit einem gezielten Schlage mit der flachen Hand außer Gefecht zu setzen. Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Zierra auf die Couch fallen und zündete sich eine Zigarette an, die sie aus einem zerknautschten Päckchen Kippen vom Couchtisch gefischt hatte. Während sie langsam und fast schon meditativ Rauchkringel in die Luft bließ, ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen. "Chaos" war eine sehr wohlwollende Umschreibung für den Zustand, in dem sich die kleine Single-Wohnung im Netzzugriff-Distrikt auf Nar Shaddaa befand. Man konnte fast schon sagen, dass die Einrichtung der Wohnung ziemlich genau die Qualität und Wohnlichkeit des Stadtviertels, in dem sie sich befand wiederspiegelte. Der Netzzugriff-Sektor lag auf den unteren Ebenen des Mondes und war das genaue Gegenteil der schillernden Neonwelt des Luxus auf den hohen Ebenen der Stadt. Zierra legte keinen Wert auf Wohnlichkeit. Der üble Sektor und die Tatsache, dass hier Banden ihr Unwesen trieben und Schmuggler sowie Dealer ihren Geschäften unbehelligt nachgingen war ihr scheißegal. Sie hatte hier alles was sie brauchte: Eine Couch, einen Kiosk in der Nähe, das Sullustanischen Gin verkaufte und eine ID-gesicherte Garage für ihren heißgeliebten Tirsa-Gleiter, in den sie fast die gesamten Credits reingesteckt hatte, die sie für den letzten Auftrag kassierte hatte. Ja, im Grunde ging es ihr gut. Eine alte Bekannte hatte ihr sogar einen angenehmen, legalen Job bei einem balmorranischen Waffenfabrikanten beschafft, der die imperialen Streitkräfte auf Nar Shaddaa belieferte. Ein regelmäßiges Einkommen, eine kleine Wohnung, einen eigenen Gleiter und genügend Zeit, sich in ihrer Lieblinscantina auf den Promenaden zu betrinken. Eigentlich konnte sie sich nicht beschweren. Eigentlich.
Zierra drückte die halb aufgerauchte Kippe in einer Dose mit verschimmeltem Fertigessen auf dem Tisch aus und hiefte sich hoch. Sie durchwühlte einen Stapel Klamotten, der sich neben einem der kleinen Metallschränke türmte und fischte die hellbraune Uniform der Waffenfabrik hervor. Als sie sich fertig angekleidet hatte, blieb sie eine Weile vor dem angelaufenen Spiegel in dem winzigen Badezimmer stehen. Ihr schmales Gesicht wirkte leer und ausgezehrt und ihre grünen Augen waren trüb und blutunterlaufen. Wenn ihre dunkelrote Haut nicht direkt im Bereich der Augen mit schwarzen Tätowierungen durchzogen wäre, hätte man vermutlich schwere, dunkle Ringe unter selbigen vorfinden können. Das war der Preis, den sie für ihren ständigen Alkoholkonsum und ihre ungesunde Lebensweise zahlte. Kopfschmerzen und ein Gesicht wie der Arsch eines Blurrgs. Sie hatte unmittelbar, nach dem sie aus der Armee geflogen war, mit dem Trinken begonnen. Zuerst aus Frustration, dann aus Protest, in erster Linie aus Protest gegen sich selbst. Der Rausch, den der Alkohol mit sich brachte, ersetzte ihr das, was sie bei der Armee hatte und wie Luft zu Atmen brauchte: Abwechslung. Die Zabrak hasste Langeweile, was auch mitunter ein Grund war, warum sie nie lange an einem Ort oder beim gleichen Job blieb, gleichwohl wie lukrativ oder sicher dieser auch sein mochte. Der Gedanke an die turbulenten Umstände, unter denen es sie hier nach Nar Shaddaa verschlagen hatten, zauberten ihr ein kleines Lächeln aufs Gesicht. Zierra hatte sich fest vorgenommen, den Kontakt zu Valek zu halten. Denn irgendwas sagte ihr, dass der kleine blaue Mann und seine interessante Partnerin ein Garant und Magnet für Ärger und ausgesprochen unterhaltsame Abwechsung sein könnten.
Die Zabrak versetzte sich einen leichten Schlag mit den Händen aufs Gesicht, um sich aufzuwecken. Dann drehte sie ihrem Spiegelbild den Rücken zu, fischte ihren Firmenausweis aus dem Kühlschrank und ein Päckchen Zigaretten aus einer Kiste voll mit leeren Ginflaschen und verließ die Wohnung. Der heutige Tag würde zum Kotzen werden.
Gast Gast
Thema: Re: [SWToR] Zierra Sa 1 März - 19:22
Also, aus irgendeinem Grund bin ich erst jetzt über deinen Fred gestolpert o,o
Du hast einen unglaublich bunten Schreibstil, der einem die bei-Hempels-unterm-Sofa-Mentalität von Zierras Wohnung förmlich vors Auge zaubert - toll :3
Und natürlich gern mehr davon *schwanzwedel*
Gast Gast
Thema: Re: [SWToR] Zierra Fr 31 Okt - 5:00
Dromund Kaas, Kaas City
"Die gewünschte Teilnehmer-ID ist zur Zeit nicht verfügbar. Bitte versuchen sie e zu einem späteren Zeitpunkt erneut. Sollte ein technisches Problem vorliegen, bitte kontaktieren sie die technische Beratung"
Lieutenant Commander Toqu'eij'amrag setzte der Holo-Abildung eines Protokoll-Droiden, der seit mehreren Minuten über die Anlage flimmerte, mit einem Knopfdruck ein jähes Ende und drehte sich mit ihrem Stuhl wieder in Richtung Schreibtisch.
Der Schreibtisch der Chiss war minimalistisch ausgestattet und pedantisch sortiert. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die zwei Holobilder - ein Gruppenfoto eines uniformierten Einsatztrupps und ein sehr gestellt wirkendes Portraitfoto eines Chiss-Paares- nur auf dem Tisch standen, um einen flüchtigen, berechneten Eindruck von gesellschaftlicher Kompetenz zu erzeugen. Zentral auf dem Tisch lag zur Zeit ein Datapad, auf welchem eine militärische Akte geöffnet war. Das Foto der Akte zeigte eine sehr junge Zabrak, mit ordentlich geschnittenen, kurzen, schwarzen Haaren und ernstem Gesicht in der Uniform eines Kadetts der Militärakademie. Commander Queija strich sich eine Strähne dunkelblaues Haar von ihrer Stirn, welche sich aus ihrer streng hochgebundenen Frisur befreit hatte und blätterte mit dem Finger auf dem Pad durch die Akte.
"...Patientin weist keine körperlichen Beschwerden auf und befindet sich in bestem gesundheitlichen Zustand. Körperliche Abwehr gegen Krankheiten wurde getestet, Ergebniss mehr als zufriedenstellend.
...Patientin weist sehr gute Kondition und hoch belastbaren Kreislauf auf....starke und belastbare Psyche...sehr guter, folgsamer Charakter...respektiert Autorität und Führung...zu logischen und strategisch klugen Entscheidungen fähig...
...Patientin wird hiermit ausdrücklich empfohlen für: Ausbildung zum Einsatz an der Front, taktische Ausbildung, leichte AufklärungsEinheit. Infiltration, Karriere beim imperialen Geheimdienst möglich. Technikerschulung unbedingt fördern! Große Empfänglichkeit für Mechanik!
...Uneingeschränkte Loyalität gegenüber dem Imperium bestätigt...
..zeichnet sich hervorragend in den Fächern Mechatronik, Konstruktion, Elektrotechnik aus, großes Interesse an Droidenfabrikation. Weiterhin ausgezeichnete körperliche Leistungen . ..."
Queija stütze sich mit dem Kopf auf einer Hand auf dem Schreibtisch ab. Sie konnte sich ein kleines,missbilligendes Schnauben nicht verkneifen - ein Ausbruch von Ausdruck und Emotion, wie er selten bei der sonst sehr kühlen Frau zu sehen war. Die Chiss war ausgesprochen ehrgeizig und perfektionistisch, jemand der selten Risikos einging. Sie hatte sich ihre hohe Position nicht durch Kopflosigkeit oder Abenteuerlust verdient, sondern durch kluge, lange geplante strategische Schachzüge und eine Vielzahl an sorgfältiger Manipulation. Wenn sie in Risiken investierte, dann nur, wenn zum einen das Risiko in gewissem Maße berechenbar und einschätzbar blieb und zum anderen das mögliche Ergebniss die Mühe in jedem Fall rechtfertigte. Die Zabrak, deren Akte sie nun missmutig betrachtete, war ein solches Risiko gewesen. Leider eins, welches undankbarerweise nach hinten los gegangen war.
Queija stoppte die Akte.
"8972/321 Bx12C Hoth Dorn Basis....
....griff die Soldatin Zierra Reynn den befehlshabenden Kommandanten Charo Bakkun an und verletzte ihn schwer [Siehe 8972/322 Absatz 3.4 medizinischer Unfallbericht]. Resultat Dienstunfähigkeit des Commandanten für mehrere Tage, medizinischer Eingriff..... Angriff kam überraschend und unbegründet, Soldatin sofort inhaftiert, Befragung zum Zwischenfall steht aus....
...Rücktransport des Häftlings IL K 789R24 ZIERRA REYNN nach Dromund Kaas, Verhandlung durch Militärgericht am....
Es hätte alles perfekt laufen können. Eine Fremdlings-Kadettin, die dank der neuen Politik einen Platz auf der Akademie bekommt. Loyal, tüchtig, großartige Karrierechancen. Das Vorzeigebild für die politische Entscheidung, eine Gewinnerin. Commander Queija hatte mit ihrerer Förderung dieses Mädchens hoch gepokert und schlussendlich große Mühe gehabt, die entstandenen Scherben zu ihrem Vorteil zusammenzukehren. Der Commander besaß genug Kalkül, um sich nicht selbst daran die Schuld zu geben. Eine Verkettung unglücklicher Umstände hatte zu dem Eklat geführt und die Tatsache, dass die junge, noch ungeschliffene Kadettin bei ihrem ersten Einsatz ausgerechnet auf den unfähigsten Kommandanten der Galaxie traf, war etwas, dass Commander Queija nicht hätte beeinflussen können. Auch war die Tatsache,dass Queija bei dem Prozess, der diesem Unglück folgte, dafür sorgte, dass die Zabrak glimpflich davon kam, nicht auf eine sympathische Laune der Chiss zurückzuführen, sondern sorgte lediglich dafür, dass sich Queija den Respekt und das Ansehen ihrer Vorgesetzten und ihrer Einheit zusicherte. Doch trotz aller kalter Berechnung hinterhließ ihr der Gedanke an diese Niederlage immer wieder einen schalen Geschmack auf der Zunge. Sie hasste es über die Maßen, dass ihr der Fall, obwohl er nun einige Jahre zurück lag, noch ein solch überflüssiges Sammelsurium an schlechten Gefühlen verursachte. Und zusätzlich brodelte da diese kleine, unstillbare Neugierde in ihr, was eigentlich aus der jungen Kadettin geworden sein mochte....
Die Chiss schloss für einen kurzen Moment die Augen und massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Sie gönnte sich einen tiefen Atemzug, bevor sie ihren Drehstuhl abrupt nach vorne schob und in der Bewegung mit dem Finger die Anzeige des Datapads beendete.
Teetroll Aynes
Anzahl der Beiträge : 108 Anmeldedatum : 21.11.11 Alter : 35 Ort : Zau[:ber:]g
Thema: Re: [SWToR] Zierra Fr 31 Okt - 12:12
Der zweite Teil hat sich besser lesen lassen, meiner Meinung nach ist er besser aufgeteilt als der Erste. Was nicht heißen soll das der erste Teil schlecht war, der war super!
Hat mir wirklich gut gefallen!
LeKüken Admin
Anzahl der Beiträge : 955 Anmeldedatum : 20.11.11
Thema: Re: [SWToR] Zierra Fr 31 Okt - 17:05
Unterschreib ich so! Fand den ersten schon gut, den zweiten sogar noch besser. Bin sehr gespannt auf Zierra ^_^