"Vor langer langer Zeit herrschten die fünf alten Götter über Azeroth. Sie formten die Welt nach ihren Wünschen des Chaos, und ließen alles Leben unter sich und ihren Offizieren, den Elementarlords, dienen. Dann kamen die Titanen, und ein Krieg zwischen ihnen und den alten Göttern entbrannte. Die Götter und ihre Streitkräfte wurden geschlagen.
Einer wurde getötet von der Meistergleve. Er liegt am Meer, in das er sich zu retten versuchte.
Die vier anderen wurden eingesperrt in Gefängnisse unterhalb von Azeroth. Sie ruhen auf ewig, um die Welt nie mehr mit Zerstörung behelligen zu können. Die Titanen formten ihre Welt, unser Azeroth, und ließen nur wenige Wächter zurück. Die fünf Drachenschwärme wurden von je einem Titanen gesegnet, und die Aspekte entstanden. Dann verließen die Titanen unsere Welt für immer.
Die alten Götter sollten für immer eingesperrt bleiben. Ihre Armee wurde ausradiert, die Offiziere in die Elementarebene von Azeroth verbannt.
Große Diener dieser Offiziere brauchten besondere Zuwendung der Wächter.
Einer dieser großen Diener war Zhar'than. Er konnte über die Dunkelheit der Welt gebieten. Riesige Armeen der Titanen wurden von ihren eigenen Spiegelbildern des Schattens ausgelöscht. Der Gebieter der Schatten diente einzig und allein Ragnaros, dem Feuerlord.
Im Krieg der Titanen besiegten die Titanen Zhar'than, und schleuderten ihn in die Tiefen der Erde. Um sicherzugehen dass er nie wieder den Weg an die Oberfläche findet, setzten sie bei der Gestaltung von Azeroth einen riesigen Berg auf seinen Sturz. Wir nennen diesen Berg den Schwarzfels.
Zhar'than brodelt dort noch heute, und wartet auf seine Chance erneut die Dunkelheit über diese Welt zu bringen."
Kithai Blutfeder klappte etwa 111 Jahre vor Öffnung des dunklen Portals das Geschichtsbuch zu, und lächelte ihre Tochter an, die die Bettdecke halb ins Gesicht gezogen hatte.
"Lavyria, Schatz, das ist doch nur eine Geschichte."
Das braunhaarige Mädchen wirkte kurz nachdenklich, bis sie wohl beschloss dass sie ihrer Mutter glauben kann. Sie kam unter der Decke zum Vorschein. Kithai konnte es kaum glauben, dass ihre Tochter schon neun Jahre alt war.
Sie selbst färbte sich die ersten weißen Haare per Magie aus dem Knoten, den sie stets trug. Sie konnte sich ihr eigenes Alter nicht eingestehen. Doch ihre Tochter war ein Beweis für sich. Ein stolzer Beweis.
Wie jeden Abend saß Kithai abends am Bett ihrer Tochter, und las ihr eine Geschichte vor. Lavyria war eine gute Zuhörerin, wie nicht viele in ihren jungen Jahren. Ein braves Mädchen, welches vorsichtig und gesittet handelt. Mutter und Tochter waren bereits in Nachthemden gekleidet, wie es sich zur späten Stunde gehört.
"Mama?"
"Ja, Liebes?"
"Was wäre, wenn es dieses Monster wirklich gibt? Diesen Sarthan?"
Kithai musste grinsen. Dieses "was wäre wenn..." Spielchen trieb Lavyria gerne. Sie machte sich Gedanken um Dinge, die gar nicht eingetreten waren. Sie war ratlos, von wem ihre Tochter das hatte. Weder sie, noch ihr Vater waren Typen dafür.
"Zhar'than. Hm..." Kithai überlegte. Sie durfte ihrer Tochter natürlich nicht die Wahrheit sagen, dass dann purer Krieg herrschen würde. Aber natürlich sollte ihre Antwort auch ein Ansporn sein.
"Ich bin mir sicher, dass du ihn dann zusammen mit Cheida besiegst. Du wirst dann ganz bestimmt eine Heldin."
Lavyrias Augen strahlten.
"Ich werde eine mächtige Kampfmagierin! Wie Tante Daryllia!"
Kithai wusste wie das weitergehen würde. Jeder dritte Abend in der Woche war beinahe derselbe. Geschichte - Reden - Lavyria außer Rand und Band.
"Damit du das wirst, musst du nun gut schlafen." Die fürsorgliche Mutter deckte Lavyria vollständig zu, und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
"Morgen wird ein großer Tag. Du und Cheida müsst euren Eignungstest abschließen, um Plätze in der Akademie von Falthrien zu kriegen wenn ihr groß seid."
Lavyria nickte, und ließ sich von ihrer Mutter einen Gutenachtkuss geben.
"Und wenn du damit fertig bist, kommst du mit Cheida heim, und wir essen mit Cheidas Eltern zu Mittag. Dann könnt ihr spielen."
"Okay Mama, gute Nacht." Lavyria lächelte bereits vorfreudig, als ihre Mutter sich vom Bett erhob, und aus dem Kinderzimmer heraustrat, um die Magiestoffvorhänge in den runden Türrahmen zu ziehen.
"Gute Nacht, mein Kind."
Kithai löschte das Licht.