Rabenwache
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 [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten

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BeitragThema: [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten   [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten EmptyFr 29 Jan - 0:10

World of WarCraft
Melvelith El'Thanas - Zwischen den Welten

[WoW] Melvelith - Zwischen den Welten Geschi14

Die Rabenwache war siegreich, Gorbok Blutfaust besiegt. Doch die Bedrohung, die der
Hexenmeister und seine dämonischen Meister für Azeroth darstellten war deshalb noch lange nicht gebannt.

Während sich die Rabenwächter auf Azeroth darauf vorbereiteten, dem Unvermeidlichen entgegen
zu treten, folgten zwei Todesritter Gorbok bis in den Nether, um seine Machenschaften zu
unterbinden und der Heimatwelt das zu verschaffen, was sie am meisten benötigte: Zeit.

Dies ist ein Teil ihrer Geschichte.



Kapitel I - Ruhe
Kapitel II - Schuld
Kapitel III - Zorn
Kapitel IV - Schatten
Kapitel V - Ehrgeiz
Kapitel VI - Wille
Kapitel VII - Bestimmung
Kapitel VIII - Geduld



Bildquelle: Blizzard Entertainment


Zuletzt von Vhem am Di 19 Apr - 16:11 bearbeitet; insgesamt 8-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten   [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten EmptySa 30 Jan - 2:38

Kapitel I - Ruhe
Drei Wochen nach dem Übergang
Unbekannte Welt



Ein kaum merklicher Wind zog an der Felsnase vorbei, auf der Melvelith El’Thanas ihre Position eingenommen hatte. Dünne Luft, die sanft an ihrem fahlen Haar zog und es sonst nicht einmal wirklich vermochte, Staub aufzuwirbeln. Der Todesritter spürte die Regung kaum, starrte er doch schon seit unzähligen Stunden unablässig den Hang hinab, ohne seine kniende Haltung zu verlassen. Dort unten, in einem grauen Tal, stand die Festung der Brennenden Legion wie ein schwarzer Schandfleck aus dem Nichts hervor. Spitze Türme und stachelbewehrte Mauern, bestückt mit grünen Leuchtfeuern und umgeben von einer Dämonenhorde, deren Zahl mit jedem verstreichenden Augenblick noch zuzunehmen schien. Eine Armee, daran bestand für die Untote kein Zweifel mehr. Doch für welchen Zweck? Diese tote Welt war schon vor langer Zeit unter der Macht der Legion gefallen, wie Melvelith nach Wochen der Wanderung in einer endlösen Einöde für sich feststellen musste. Es gab nichts mehr zu erobern, kein Feind, der sich zwischen kahlem Stein und totem Geäst verstecken konnte.

Natürlich war da noch sie selbst. Jener Todesritter, der Gorbok Blutfaust sogar in den Nether folgte, um ihn endgültig zur Strecke zu bringen. Zweifellos hatte der Orc im Laufe der vergangenen Jagd Respekt vor ihr gewonnen, doch ob dieser Respekt ausreichte, um eine solche Dämonenhorde herbeizurufen? Melvelith schmatzte leise. Ihre eisblauen Augen huschten von einem steinernen Dämonenportal zum nächsten, die allesamt in einer scheinbar willkürlichen Ordnung um die Festung herum erbaut worden waren. Beinahe minütlich traten neue Diener der Legion aus diesem Portal hervor, bewaffnet und allem Anschein nach für einen Krieg bereit. Mit diesem Eindruck warf die Untote den letzten Gedanken von sich. Einen solchen Aufwand betrieb Gorbok nicht für sie, auch wenn der dadurch gewonnene Schutz sicherlich einen angenehmen Nebeneffekt für den Orc darstellte.

Nein, diese Dämonen bereiteten sich auf eine Invasion epischen Ausmaßes vor, und Melvelith wurde den Gedanken nicht los, dass diese Gefahr allein ihrer Heimatwelt Azeroth galt.

Der nächste Luftzug brachte eine leise Stimme mit sich, die der Untoten so vertraut war wie dem Lebenden sein Herzschlag.
“Es gibt nur einen Weg… Das Blutvergießen…”

Ihre Finger streichelten unmerklich über das Hartleder der Schwertscheide auf ihrem Schoß, die ihre getreue Runenklinge beherbergte. Sie fuhren über Metallelemente, welche über Haken und Ringe beliebig an verschiedenen Teilen der Rüstung befestigt werden konnten. Ein gut verarbeitetes Gefängnis für ein Werkzeug des Todes, gefertigt von den findigsten Handwerkern der Unterstadt. Eine unheilige Anwandlung von Aufregung drang in Melveliths Verstand ein, als sie die Runen ihrer Klinge selbst durch die Schwertscheide hindurch spüren konnte. Der Hunger, das anhaltende Verlangen nach Schmerz und Tod, kehrte lebhafter denn je in ihre Sinne zurück. Sie wusste, dass sie auf dieser Welt keine Konsequenzen zu fürchten hatte. Sie konnte töten, ohne daraufhin jemandem Rechenschaft schuldig zu sein. Eine Freiheit, die ihr auf Azeroth nur selten vergönnt gewesen war. Die Vorstellung, sich in diese Dämonenhorde zu stürzen und Zahllose von ihnen zu Fall zu bringen, ihre Lebensessenz zu rauben und gegen ihre Artgenossen einzusetzen… Melvelith fühlte sich beinahe… lebendig?

“Du willst es auch…”
“Ja…”


Melvelith schloss für einen Moment die Augen und disziplinierte ihr Verlangen, drängte die Stimme ihrer Runenklinge zurück in die Abgründe ihres Verstandes, auf dass sie wieder klar denken konnte. So verlockend ihr das erdachte Massaker auch vorkam, es blieb blanker Selbstmord. Und solcher entsprach nicht der eigentlichen Mission, wegen der sie überhaupt den Nether betreten hatte. Dafür musste sie effektiv bleiben, dem Feind einen Schritt voraus sein.
Sie erhob sich langsam von ihren Knien und hakte die Runenklinge wieder zurück an ihren Waffengurt. Zum ersten Mal seit einer kleinen Ewigkeit wandte die Untote den Blick von der Legionsfestung ab in Richtung Süden. Längst vergessene Schlachtfelder lagen dort brach, übersät mit den Knochen jener die es wagten, sich gegen die Dämonen zu erheben.

Mit einem vor Bestimmtheit funkelnden Blick machte sich der Todesritter auf, den Vergessenen eine weitere Chance zu geben.
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BeitragThema: Re: [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten   [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten EmptySo 28 Feb - 18:19

Kapitel II - Schuld
Unbekannte Welt


Nach einem dreistündigen Marsch ohne Unterbrechung erreichte Melvelith den Schauplatz einer gewaltigen Schlacht, deren Echo noch immer im dazugehörigen Tal hallte. Sie schmeckte nichts mehr, und wusste doch, dass der Tod schwer auf ihrer Zunge lag und versuchte, sich in ihre Nasenhöhlen hineinzubohren. Dort war jedoch schon längst kein Leben mehr, sodass sich für den Todesritter lediglich ein Gefühl der Vereinigung einstellte. Er spürte die unruhigen Seelen, die dieses vergessene Schlachtfeld noch immer heimsuchten, auf der Suche nach Vergeltung. Für den Moment schloss Melvelith die Augen, ließ das Gefühl - wenn man es denn so nennen wollte - wirken und richtete ihren Blick danach auf die Ruinen in der Ferne. Das Gerippe einer Festung, die längst jeglicher Substanz beraubt worden war. Ein graues Mahnmal, dessen Architektur seltsam an die Menschenkönigreiche von Azeroth erinnerte. Melvelith erinnerte sich müde an die Ruinen von Lordaeron und konnte den Vergleich nur bestätigen. Gewisse Entwicklungen schienen von Welt zu Welt gleich zu sein, wie die Untote befand.

“Sakrileg…”

Das leise Flüstern ihrer Runenklinge holte Melvelith aus der Betrachtung und zurück zu dem Werk, wegen dem sie eigentlich gekommen war. Die Stimme kam schadenfroh daher, beinahe vorfreudig, und der Todesritter hatte nichts dagegen zu erwidern. Schließlich -war- das, was sie vorhatte, ein Verrat an allem, woran sie als befreite Geißelanhängerin glauben wollte. Sie wusste, dass sie in den nächsten Augenblicken eine Grenze überschritt, von der sie sich nicht wieder abwenden konnte. Bei dem Gedanken hielt sie inne. Ihr Stolz, ihre Seele… verloren. Natürlich war es notwendig, um das zu tun, wofür sie überhaupt im Nether war.

Ein notwendiges Übel also.

Melvelith wusste, dass dieser Gedanke allein zum Untergang von ganz Lordaeron geführt hatte. Sie wusste, dass sie sich mit diesem Gedanken erneut jenem Mann anschloss, der einst zum Feind allen Lebens mutierte. Und so wie für ihn galt auch für sie, dass derartige Sünden allen guten Intentionen zum Trotz nicht reinzuwaschen waren. Sie griff nach ihrer Runenklinge, welche die Geste mit aufgeregterem Geflüster erwiderte. Stimmen, die aus jeder Ecke ihres Verstandes vordrangen und ein endloses Durcheinander verursachten, durch das nur ein einzelner Satz klar und deutlich hervorkam:

“Es gibt keinen anderen Weg.”

Mit gezogener Waffe stand sie nun da, inmitten eines verwesten Schlachtfelds. Kein Wind zerrte an ihrem zerschlissenen Umhang, oder ihrer angekratzten Kapuze. Außerhalb ihres Kopfes herrschte eine hohle Stille, in der jeder normale Verstand wohl längst dem Wahnsinn anheim gefallen wäre. Die Empfindung brachte erneute Entschlossenheit in Melvelith hervor. Die Regeln des Lebens galten an diesem Ort nicht. Im Nether herrschte die Legion mit feuriger Faust und erlaubte nichts außer Grausamkeit, wenn man überstehen wollte. Und wer, wenn nicht der Untod, konnte solche Grausamkeit erwidern?
Der Todesritter erinnerte sich vage an seine letzten Atemzüge, an den Moment, in dem er einem vertrauten Gesicht das Leben rettete, und dafür mit dem eigenen bezahlte. Er spürte nur noch blass die bedingungslose Liebe dieses Moments und die Dankbarkeit, die mit ihr einherging. Nicht mehr lange, dann war auch diese Erinnerung gänzlich fort und nicht mehr Teil seines Wesens. Was war sie, Melvelith, dann noch? Eine Tötungsmaschine. Dann galt nichts mehr, außer der Tod. Wer trug dann noch die Verantwortung für ihre Taten? Es waren nur Gedanken, die schon bald keine Bedeutung mehr haben würden. Nur das, was sie jetzt tat, lebte ewig.

Melvelith hob ihre Klinge an und richtete ihre Spitze auf die entfernte Festungsruine. Die Runen auf ihrer Waffe flackerten auf und erloschen der Reihe nach, leiteten ihre Mächte in den stummen Zauber, welcher von dem Schwert ausging. Das Flüstern in ihrem Kopf wurde lauter, penetranter, wurde eins mit dem, was sie tatsächlich dachte. Unausgesprochene Worte, die ohne einen Ton über das Schlachtfeld hallten. Ein Weckruf, nicht für die Lebenden, sondern für die Toten.

“Ihr sehnt Euch nach Rache.”
“Genugtuung.”
“Eine weitere Chance.”
“Erhebt Euch.”
“Und tretet Eurem Schicksal ein weiteres Mal entgegen.”

Die Untote senkte ihre Runenklinge wieder und wartete geduldig. Der graue Himmel über ihr zog sich unbeeindruckt von ihrem Treiben zusammen, stürzte diesen Teil des Landes in eine noch trübere Dunkelheit als ohnehin schon. Melvelith jedoch hatte nur Augen für die hellen weißen Lichter, die über dem Schlachtfeld erwachten. Seelen, die bestärkt von der Macht des Todesritters wie Fackeln ohne Quelle aus dem Nichts erschienen. Sie hatten keine untoten Körper, dafür reichte Melveliths Macht bei Weitem nicht aus. Aber ihre bloßen Präsenzen strahlten Abbilder jener Gestalten aus, die sie zu Lebzeiten gehabt haben mussten. Der Todesritter beobachtete, wie mit jeder Sekunde mehr Lichter über dem finsteren Schlachtfeld erwachten wie aus einem tiefen Schlaf, bereit, seinem Ruf Folge zu leisten.

“Verrat…” hauchte die Runenklinge und wirkte dabei überaus amüsiert. Wieder hatte Melvelith keine Erwiderung zu bieten. Mit dem Joch, das sie über diese Seelen geworfen hatte, hatte sie endgültig ihr eigenes Selbst an den Tod verkauft. Nun blieb ihr nichts mehr, außer der Entschlossenheit, diesem Preis gerecht zu werden.

Sie hob ihre Waffe in Richtung Norden und beobachtete, wie sich die Seelen auf ihr Geheiß hin in Bewegung setzten. In ihrer Masse stellten sie das erste Licht dar, das diese Welt seit endloser Zeit gesehen hatte. Und in ihrer Mitte marschierte Melvelith wie das schwarze Schaf der Familie.
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BeitragThema: Re: [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten   [WoW] Melvelith - Zwischen den Welten EmptyDi 19 Apr - 16:10

Kapitel III - Zorn
Unbekannte Welt


Tiefes Grollen fiel aus dem immergrauen Himmel der fremden Welt, hinab auf die vielen Dämonenschultern, welche sich im Tal um ihre Zitadelle versammelten. Eine Horde, die auf dieser toten Welt ihresgleichen suchte. Teufelswachen- und Hunde, Sukkubi, Wichtel. Zwischen ihnen die Ranghöheren der Legion, wie die sechsarmigen Shivarra oder die vierbeinigen Annihilan, auf Azeroth auch als Grubenlords bezeichnet. Unter den Dämonen herrschte dennoch keine Ordnung. Die benötigten sie auch nicht, um eins zu sein vor der Macht, die sie hergelockt und zur Vorbereitung gemahnt hatte. Ab und an gab es kleinere Auseinandersetzungen zwischen den niederen Dämonen, ausgelöst durch die Unruhe des Wartens. Niemand wurde daran gehindert. Zankereien auf Leben und Tod, zum Amüsement der Masse, die nur durch Zerstörung und Blutvergießen für eine Weile zufrieden gestellt werden konnte. Es dauerte nicht lange, bis diese Streitereien sich mehrten.

Hohler Wind zog über das weite Tal, und mit ihm kamen die ersten weißen Lichter vom Süden her. Unbeachtet von allen, außer den Shivarra, schwebten sie über der Dämonenhorde und beobachteten den wachsenden Zwist in ihren Reihen. Mehr und mehr Dämonenblut fand seinen Weg auf den toten Boden dieser Welt, während Teufelswachen die Klingen kreuzten und Wichtel ihre nächsten ansprangen, um ihnen die Augen auszukratzen. Die Grubenlords stießen ihr zurechtweisendes Gebrüll aus, welches die Horde jedoch nur für wenige Augenblicke von ihren internen Kämpfen abhielt. Mit jedem Licht, das sich zwischen den Dämonen und dem stöhnenden Himmel platzierte, ähnelte das Tal mehr einem Schlachtfeld…
… bis sich eine ganze Flut dieser Lichter über die südlichen Berghänge kämpfte und über die Legion ergoss. Daraufhin herrschte nur noch das Chaos.

Melvelith konnte den brennenden Zorn in der Luft spüren, während sie ihren erweckten Seelen in das Massaker folgte. Leidenschaft, die ihrem Inneren fremd geworden war. Nichtsdestotrotz belebte die emotionale Macht der Seelen ihre Runenklinge, die sie fest in der Hand hielt. Das beständige Wummern von Zorn und Hass ersetzte ihren fehlenden Herzschlag und leitete ihre Arme, um den erstbesten Dämon zu erschlagen, der ihr zu nahe kam. Weitere folgten auf ihrem Weg ins Zentrum der Horde, einige wenige, die sich durch den Einfluss der Seelenlichter nicht zu Mord und Totschlag verführen ließen. Alle anderen waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich gegenseitig anzufallen. Sogar die Grubenlords führten mittlerweile ihre mächtigen Gleven im Schwung durch die Horde, allerdings wohl eher aus Frustration über den allgemeinen Ungehorsam als wegen dem Einfluss der Seelen über ihren Köpfen. Die Shivarra wiederum wirkten ihre mächtigen Zauber, um ebendiesem Einfluss entgegenzuwirken und die niederen Dämonen wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Todesritter ahnte, dass er nicht viel Zeit hatte, bis den sechsarmigen Dämonen das auch gelingen würde. Also nutzte er das unbarmherzige Chaos seiner Umgebung, um sich schnellen Schrittes einen Weg zur Zitadelle zu bahnen, ohne mehr an den tobenden Kämpfen teilzunehmen als unbedingt notwendig.

Das Wispern der Runenklinge wurde laut in seinem Schädel:
“Blut… Sengendes Fleisch… Berstende Knochen… Es ist so lange her…”
Tatsächlich war der Reiz der Schlacht nur schwer zu widerstehen. Melveliths gesamte Existenz basierte auf dem Tod anderer, und ein Gemetzel wie dieses kam somit einem Festmahl gleich. Jede Faser ihres untoten Leibes sehnte sich danach, den eigenen Hunger zu stillen, indem sie ihr Schwert einfach durch die Reihen der verwirrten Dämonen führte. Doch sie zwang sich zur Vernunft, wenn so etwas in ihrem Verstand überhaupt noch existierte. Ihr eisblauer Blick fixierte sich auf die gewaltigen Tore der Zitadelle, in deren Schatten sie bereits eingedrungen war. Sie führte ihre Runenklinge in befehlender Manier vorwärts und spürte, wie eine eisblaue Rune auf ihr erlosch, während der leere Wind des Tals sich unter dem unausgesprochenen Befehl ballte und gegen die massiven Torflügel der Festung schlug wie eine unsichtbare Faust.

Die Flügel brachen nach innen hinein und entließen die Untote aus dem Chaos ins Innere der Festung. Auch dort hatte der Einfluss der Seelen nicht Halt gemacht und dafür gesorgt, dass die meisten dämonischen Wachen sich gegenseitig abschlachteten. Melvelith musste lediglich drei Teufelswachen erschlagen, wobei sie ihren Hunger an der kurzen Leine hielt und stattdessen Geduld zeigte. Die schweren Hiebe der blutrünstigen Kreaturen gingen unter solcher Wachsamkeit ins Leere und ließen Raum offen für den schnellen Konterangriff mit der Runenklinge. Ein befriedigender Rausch überfiel Melvelith, als sie ihr Schwert durch die Leiber der Dämonen stieß und spürte, wie ihre Lebenskraft von der eigenen Waffe absorbiert wurde.

“Mehr… Mehr…”
Es wurde immer schwerer, dem Flüstern nicht zu lauschen.

Über eine Wendeltreppe mit breiten Stufen stieg der Todesritter zum höchsten Turm der Zitadelle auf. Selbst durch die dicken, schwarzen Steinwände hindurch konnte er hören, dass der Lärm von draußen im Sterben lag. Die Magie der Shivarra zeigte ihre Wirkung und erlaubte es dem Brüllen der Grubenlords, den Gehorsam in die Dämonenhorde zurückzubringen. Trotz der Tatsache, dass die Zeit ihr im Nacken hing, wurde Melvelith nicht schneller. Sie behielt ihren ruhigen Schritt bei, ließ ihre Sinne auf der Suche nach Fallen kreisen. Außer Beobachtungszauber spürte sie nichts. Das Zeichen von Selbstgefälligkeit.

Auf der obersten Ebene des Turms angekommen stieß sie die Flügeltüren auf, hinter denen sie den Herzschlag ihres erklärten Feindes förmlich hören konnte. Der Rausch des Todes ließ nicht nach und drohte, ihre Sinne vollkommen einzunehmen. Ein festerer Griff um die Runenklinge gebot Kontrolle über den Hunger, der angefeuert wurde vom Echo des Zorns in der Umgebung. Melvelith betrat eine weite Kammer, deren Mitte von einem Beschwörungszirkel dominiert wurde. Zahlreiche Tische und Regale entlang der Wände hielten schwarzmagische Artefakte und Folianten bereit, die keinem guten Zweck dienen konnten.

Nachdem ihre eisblauen Augen den Raum untersucht hatten, bohrten sie sich in die Gestalt des Orcs hinein, welcher gerade seinen Beschwörungszirkel betrat. Ein gemächlicher Schritt, sicherlich mit der Intention zur Provokation, die jedoch keine Erwiderung von Melvelith fand. Gorbok Blutfaust stützte sich etwas schwerer auf seinen Stab, ein Zeugnis seiner letzten Begegnung mit den Rabenwächtern, während der er von einem Dolch schwer an der Seite verletzt wurde. Die körperliche Schwäche ihres Gegenübers wirkte auf Melveliths schwelenden Hunger wie der Duft einer köstlichen Mahlzeit. Eine Regung ihres Inneren, die erneut zur Beherrschung mahnte.

“Ihr seid eine sonderbare Untote, Cheida Sonnensang.” Gorboks Stimme klang heiser, “Ihr vereint Gerissenheit und Wahnsinn miteinander, wo sich doch die meisten Eurer Art für einen dieser Pfade entscheiden.”

Melvelith antwortete nicht. Ihr war klar, dass der Hexenmeister auf Zeit spielte, damit seine Dämonen ihm zu Hilfe eilen konnten. Diese Zeit wollte sie ihm nicht geben. Mit erhobener Runenklinge stürzte sie auf den Hexenmeister zu und wob mithilfe einer weiteren Rune einen grünlich-leuchtenden, antimagischen Schild, welcher die schwarzen Zauber ihres Gegenübers abfing. Der Schwung brachte ihr Schwert zum vorfreudigen singen, kurz bevor es auf das gelbliche Fleisch des Orcs traf.

Bei der ersten Berührung ging Gorbok Blutfaust in Flammen auf und war verschwunden. Asche rieselte dort zu Boden, wo der Orc eben noch stand. Melvelith kam durch ihren eigenen Schwung nur ungehalten zum Stehen, spitzte die blassen Ohren und sah sich im Raum um. Blutfaust war nirgendwo zu sehen. Seine heisere Stimme jedoch hatte sie nicht verlassen.

“Törichtes Mädchen. Ihr hofft, mich auf meinem eigenen Boden mit Euren plumpen Waffen zu schlagen. Für Euch habe ich etwas ganz besonderes im Sinn.”

Der Boden zu Füßen des Todesritters begann zu beben. Die Flügeltüren in seinem Rücken schlugen zu und machten den unmissverständlichen Eindruck, sich nicht mehr öffnen zu wollen. Gerade als Melvelith in die Hocke ging, spielte dann auch die Schwerkraft verrückt und ließ sie wuchtig gen Decke fallen. Die Kammer geriet aus den Fugen, wie eine Schneekugel in den Händen eines begeisterten Kindes. Bücher sowie allerlei Gerätschaften flogen willkürlich durch die Luft und straften die Untote dafür, wenn sie sich in ihrer Flugbahn befand. Krampfhaft hielt sie sich an ihrer Runenklinge fest, der einzigen Konstante in ihrer Existenz, deren Flüstern ungebrochen in ihrem Kopf hallte.

“Nicht genug… Versagt… Der Hunger… Unerträglich…”

Das Zeitgefühl ging verloren. Irgendwann endete das Rumoren und hinterließ eine verwüstete Kammer, in der sich Melvelith langsam erhob. Ihr war nicht schwindelig, ein positiver Nebeneffekt des Untodes. Außerdem hatte ihre Saronitrüstung das meiste Unheil von ihrem Leib abgewendet. Sie überschaute die Unordnung in der Kammer und warf einen genaueren Blick auf den Beschwörungszirkel in ihrer Mitte. Erst jetzt bemerkte sie die subtilen Zeichen in der magischen Struktur, die den Verwendungszweck des Zirkels offenbarten. Ein Teleportationszirkel, ein Anker für den Nether, um über seine wilden Ebenen schnell zwischen zwei Orten reisen zu können. Solche Magie hatte Melvelith schon während der Schlacht um Quel’danas gesehen, und die Natur des Zirkels wäre ihr auch dieses Mal aufgefallen, wenn der Aufruhr ihres Hungers sie nicht abgelenkt hätte.

Eine unangenehme Ahnung überfiel sie und verleitete die Untote dazu, ihre Aufmerksamkeit vom Zirkel abzuwenden, um sich stattdessen den Flügeltüren zu widmen. Im Gegensatz zur vorherigen Erwartung ließen sie sich problemlos öffnen. Was sie offenbarten versprach jedoch wenig Reiz, die Kammer zu verlassen.
Melvelith El’Thanas starrte hinaus in ein schwarzes Meer, welches von kleinen und großen Sternen sowie den leuchtenden Partikelströmen der Magie durchzogen wurde. Selbst auf untoter Haut konnte sie die turbulenten Magien des wirbelnden Nethers spüren, welche die Kammer - ihr Gefängnis - umgaben.

Endlose Stille, schlimmer noch als jene, die auf der toten Welt herrschte. Und doch wusste Melvelith, dass sie nicht allein war.
“Ruhen… Warten… Lauern…”
Die Runenklinge flüsterte ihre Urinstinkte weiter.
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