[So viele Ideen, so wenig Zeit zum schreiben. Ich glaube, ich muss demnächst mal eine Zeitlinie anfertigen, um all meine Charaktere unterzubringen >_> Einerlei. Viel Spaß beim Lesen von Marielles Hintergrundgeschichte! Genauso wie bei Vindictus' Erbe werde ich diese Reihe immer mal wieder fortführen]
Gähnend langsam fuhr die Plattform hoch, tauchte die ausgezehrte Gestalt ins blendend weiße Licht des kreisrunden Raums. Außerhalb des Lichts der Scheinwerfer war dieser Raum dunkel. In einer dieser finsteren Ecken befand sich der Ausgang. Marielle hatte schon lange aufgegeben, danach zu suchen. Die Ketten an ihren Handgelenken wogen zu schwer, genauso wie die Stiefel, die zerfetzte Hose, das offene Hemd... Eigentlich alles. Am liebsten würde sie sich einfach hinlegen, einschlafen und niemals mehr erwachen. Doch selbst das blieb ihr verwehrt. Irgendetwas hielt sie am Leben, und ließ sie stets wieder die Augen öffnen. Etwas jenseits ihrer Vorstellungskraft, was sie im Kern wärmte und ihr doch nicht die Kraft gab, diese Ketten zu sprengen. Sie hasste dieses Etwas, was auch immer es war. Es hielt sie am Leben, in dieser Hölle fest in welcher sie nur ein Spielzeug war.
Das Licht von einem der Scheinwerfer wurde durch einen Mann gebrochen. Marielle kannte ihn genau, ohne sein Gesicht wirklich erkennen zu können. Doktor Edgar... Waswusstesieschon. Er stand dort, einige Schritte von der nun vollständig hochgefahrenen Plattform, mit seinem Datenpad in der Hand. Waren es vorher dicke Wände gewesen, welche Marielle in ihrem Gefängnis gehalten hatten, war es nun die einfache Erkenntnis, dass sie nichts tun konnte. Der Doktor betrachtete sie, verglich die Ergebnisse mit seinen Prognosen. Die Unterlagen hatte sie schon einmal gesehen. Genau genommen bei ihrem letzten Ausbruchsversuch.
Dunkel stieg die Erinnerung in ihr auf. Endlose, schwach beleuchtete Gänge voller Sicherheitstruppen. Stundenlang war sie durch dieses Labyrinth aus Gängen geirrt, hatte unzählige Männer und Frauen, die sie auf ihrer Flucht aufhalten wollten abgeschlachtet. Dann hatte ein einfacher Betäubungsschuss gereicht, um sie zu Boden zu reißen. Schläge und Tritte von überall, bis ihre Erinnerung endete, und erst zurück im Gefängnis unter dem Boden der Versuchskammer wieder anfing.
Leise rasselten die Ketten an ihren Handgelenken, als Marielle sich probeweise etwas regte. Die frische Luft fühlte sich komisch an, kratzig in ihrem ausgetrockneten Mund und Hals. Verschwitzte schwarze Haarsträhnen lagen ihr im Gesicht. Rückstände des brüllend heißen Gefängnisses.
Ihr Hals tat weh, als sie schließlich doch die Stimme erhob. "Doc... Wie lang dieses Mal?"
Ein dezentes Piepsen bestätigte eine Eingabe auf Edgars Datenpad. Der bereits ergraute Mann, so erkannte die Gefangene nun endlich wieder, sah sie mit grüblerischem Ausdruck auf dem Gesicht an, ehe er antwortete. Überlegte Worte. Also konnten sie keinen Tropfen Wahrheit beinhalten.
"Zwei Monate in absoluter Isolation. Das bisher beste Ergebnis."
Marielles Lachen drückte sich lediglich in einem Kratzen aus, welches ihre Kehle hinaufstieg und den Mundraum in Brand setzte. "Klasse... Und was ist mein Preis?" "Weitere drei Monate." Edgar lächelte verhalten, ließ eine weitere Eingabe vom Datenpad bestätigen.
Ein helles Geräusch befreite sich von Marielle, ließ sie gepeinigt zusammenzucken. "Nein!" Selbst die Verzweiflung verursachte Schmerzen. Das leise Rasseln der Ketten begleitete ihr Kriechen in Richtung des Doktors.
Dieser hob nur eine Augenbraue, beobachtete die Gefangene bei ihrem schwächlichen Versuch, zu ihm aufzuschließen.
"Bitte nicht... Nochmal... Ich tue... alles..." "Alles?"
Marielle nickte. Ein Pakt mit dem Teufel, doch es war ihr egal, wenn sie dafür nicht noch einmal in die Dunkelheit hinabsteigen musste. Sie keuchte ob der Schmerzen, die Erschöpfung, Durst und Hunger in ihr verursachten. Ihr gesamtes Inneres zog sich förmlich zusammen. "J-ja... Alles..."
Ohne dass der Doc sich zu einer Antwort hinablassen musste zogen sich hinter ihm die beiden Fänge auseinander, die man gemeinhin als "Tür" bezeichnete. Eine wesentlich größere Gestalt als Edgar es war betrat den Raum, baute sich neben dem Doktor auf und sah auf Marielle hinab. Die Gestalt war komplett in eine schwarze Robe gehüllt, wobei die Kapuze so tief ins Gesicht gezogen war, dass man das Gesicht nicht erkennen konnte. Die tiefe Stimme weckte Furcht in Marielle, ließ sie gleichzeitig jedoch Neugierde verspüren.
"Ist sie bereit?" "Ja, mein Lord. Die Ergebnisse sind allesamt positiv." "Ausgezeichnet."
Die Gestalt bewegte ganz unscheinbar die rechte Hand, womit Marielles Fesseln sofort aufsprangen und die Handgelenke der Gefangenen freigaben. Die befreite Haut war ganz blass im Vergleich zum restlichen Körper. Noch blasser, um genau zu sein.
"Ausgezeichnet. Sie wird trainiert werden. Vierzehn Stunden, jeden Tag. Den Rest der Prozedur muss ich hoffentlich nicht nochmals erläutern." "Nein, mein Lord. Und ich muss Euch nicht an unsere Abmachung erinnern?" "Ihr dürft die Ergebnisse behalten." "Danke, mein Lord."
Wer auch immer die Gestalt war, Marielle empfand tiefste Dankbarkeit für sie. Sie wollte etwas sagen, doch die Worte blieben schmerzhaft in ihrem Hals stecken. Dann hatte sich die Gestalt auch schon umgedreht, und die Kammer verlassen. Edgar griff in seinen weißen Kittel, zog zwei kurze Griffe heraus und hielt sie gerade vor sich hin.
"Steh auf, Subjekt Sieben."
Der Befehl war schwer umzusetzen. Ganz langsam setzte Marielle einen Fuß auf den Boden, versuchte, ihr Gewicht für einen Moment auf dieses Bein zu verlagern, um den anderen Fuß auch noch aufstellen zu können. Dabei scheiterte sie, und brach wieder auf ein Knie herunter. Keuchen, Zittern, dann der nächste Versuch. Dieses Mal schaffte es die Gefangene unter größter Kraftanstrengung, den Fuß aufzustellen und sich vor Edgar gebeugt aufzubauen. Als sie schließlich zwei wohlüberlegte Schritte in seine Richtung ging, drückte der Doc ihr die beiden Griffe in die Hände.
"Was..." Verwirrt betrachtete Marielle die Griffe. Zwei Knöpfe und einige Regler befanden sich auf den schmalen, eleganten Teilen. Als sie jeweils einen Knopf drückte befreiten sich rote Lichtstrahlen aus den Griffen, was Marielle erschrocken zurück taumeln und schließlich auf den Hosenboden fallen ließ. Just, als beide Griffe durch ihren Schrecken aus den Händen fielen, wand sich der rote Lichtstrahl wieder zurück dorthin, wo er herkam. Mit großen Augen sah die Gefangene zum Doc auf, welcher nur den Kopf schüttelte.
"Ich hoffe für uns alle, dass du wirklich der Erfolg bist, den ich in dir sehe." "W-warum... Ich verstehe nicht..."
Ohne die unzähligen Fragen auf Marielles Zunge auch nur abzuwarten drehte sich der Doc um und verließ die Kammer, genauso wie die Gestalt eben noch. Die Gefangene blieb allein zurück. Nicht mehr gefangen, außer durch ihre eigene Schwäche. Seufzend betrachtete sie die beiden unheilvollen Griffe zu ihren Füßen.
Jetzt musste sie schon wieder aufstehen.
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In grenzenloser Dunkelheit und Stille wirkte das Knabbern der Gefangenen an einem ziemlich großen Stück Fleisch so laut wie ein Minenbohrer im ansonsten stummen Schacht. Marielle hielt sich an diesem Geräusch fest. Als ein Zeichen von Leben hielt es sie davon ab, selbst Teil dieser toten Stille zu werden. Wenn sie gerade nichts zu essen hatte, dann atmete sie laut und unregelmäßig, oder sie aktivierte eines der Lichtschwerter in ihrer Zelle und hörte einfach dem Brummen der roten Klinge zu, die sich beständig aus dem Heft befreite.
Immer mal wieder wischte sie sich die fettigen Finger an den Fetzen ihres Hemdes ab, nur um sie dann wieder mit dem Fleisch in Berührung zu bringen. Das ganze Prozedere war wieder absolut sinnlos, doch machte es genau dieser Umstand reizvoll. Die Gefangene wusste nicht, wieso. Vielleicht wollte sie es auch gar nicht wissen, genauso wie sie das Fleisch niemals allzu genau betrachtete, wenn sie es als Belohnung zugeworfen bekam. Am Ende würden ihr nur einige ungute Details auffallen, die sie in irgendeiner Form davon abhalten könnten, diese Belohnung kurzerhand aufzufressen.
Mit einem Ruck, der Marielle beinahe aus der Ruhe ihres Schneidersitzes riss, kam ihr Gefängnis in Bewegung, schob sich unaufhaltsam nach oben um sie ein weiteres Mal in die kreisrunde Versuchskammer zu bringen. Das grelle Licht der Scheinwerfer brachte die Gefangene jedoch genauso wenig aus der Ruhe wie die Bewegung der Plattform, auf der sie saß. Sie blieb einfach sitzen, knabberte weiter an ihrem Fleisch. Etwas von dem Fett blieb an ihrem Kinn kleben, als sie ein etwas größeres Stück schmatzend in den Mund schob. Wieder durfte das Fetzenhemd herhalten. Genauer gesagt der Ärmel. Marielle erkannte, dass das ehemals weiße Hemd die ursprüngliche Farbe verloren und eine Mischung aus gelben und braunen Flecken angenommen hatte.
Egal, nach diesem Versuch würde sie es ohnehin wieder vergessen haben.
"Subjekt Sieben. Wie fühlst du dich?"
Das war Dr. Edgars Stimme. Er sprach über einen Lautsprecher zu ihr, der seine Stimme etwas verzerrte und damit beinahe unkenntlich machte. Seine Gefangene ließ sich Zeit, das Stück Fleisch aufzuessen und den restlichen Knochen von sich zu werfen, außerhalb ihres Gefängnisses. Sollte irgendein Reinigungsdienst sich darum kümmern.
Seit sie regelmäßig versorgt wurde fühlte sich Marielle wesentlich besser. Ihr Hals kratzte nicht mehr so ekelhaft bei jeder Bewegung ihrer Stimmbänder, ihr Körper im allgemeinen ließ sich aktiver benutzen, ohne jeden Moment zu kollabieren. Dementsprechend fest fiel ihre Antwort aus. Völlig gleich, wie lang sie in die Finsternis ihrer Zelle zurückgeworfen wurde, sie nutzte jede Sekunde dieser Zeit, um sich ihre Antwort auf diese eine Frage zu überlegen. Es machte einfach Spaß, und lenkte etwas ab.
"Keine Probleme, die ein zweiwöchiger Urlaub nicht wieder wettmachen könnte. Ich hab da nur so ein Kratzen zwischen den Beinen. Vielleicht möchten Sie sich das mal ansehen?"
Insgeheim stellte sich Marielle vor, wie Edgar bei dieser Antwort rot anlief und sich vor seinem auf Stumm geschalteten Mikrofon räusperte, bevor er fortfuhr. Tatsächlich brauchte seine Erwiderung ein paar Sekunden zu lange, um als normal durchzugehen.
"Versuch Nummer 427. Mach dich bereit."
Seelenruhig hob die Gefangene ihre beiden Lichtschwerter vom Boden auf. In ihrer linken ruhte "Krankenhaus", das Lichtschwert mit dem eher gelblich getönten Heft, während in der rechten "Friedhof" verblieb, mit einem silbernen Griff. An sich unterschieden sich die beiden Waffen nicht wirklich, doch die Namen kamen ihr passend vor. Wer so viel zusammen durchmachte, der musste schon Namen füreinander haben.
Aus den schattigen Ecken der Versuchskammer traten mit surrenden Gelenken schätzungsweise vierzehn Droiden, allesamt recht dürr aufgebaut und mit Blastergewehren bewaffnet. Ihre roten Fotorezeptoren erfassten Marielle, ließen bei allen zeitgleich die Mündungen der Gewehre hinauffahren.
Nun erhob sich auch die Gefangene langsam, aktivierte sowohl Friedhof als auch Krankenhaus, wendete die Klingen sodass die roten Klingen rückwärts an ihren Unterarmen entlang verliefen. Just als sie eine aufrechte Haltung angenommen hatte, feuerten alle Droiden grüne Blastersalven in ihre Richtung, umstellten sie dabei in berechneter Präzision und Koordination. Marielle ließ sich in ihr Gefühl fallen, ihre Reflexe beide Lichtschwerter leiten. Die roten Klingen parierten so gut wie jeden Schuss, welcher sich daraufhin irgendwo im Raum verlor. Ein paar Mal hatte sie Glück, und der abgewehrte Schuss traf einen Droiden, welcher daraufhin kampfunfähig zusammensank. Einige Schüsse kamen durch ihre Lichtschwerter hindurch, verfehlten die Gefangene knapp oder schlugen direkt in den Boden vor ihr ein. Trotz aller synthetischen Perfektion war das Zielen nunmal etwas mehr als nur Berechnung. Eine Menge Gefühl gehörte ebenfalls dazu. Das hatten die Droiden nicht, was Marielle zum Vorteil gereichte.
Schon fünf Droiden waren durch ihr eigenes Blasterfeuer gefallen, da zog sich der Kreis um die Gefangene immer mehr zusammen. Einerseits, da man so weniger "Personal" für eine vollständige Umzingelung brauchte, andererseits um das Ziel in Bedrängnis zu bringen. Davon war Marielle jedoch weit entfernt. Sie fühlte sich herrlich unbeschwert, während sie unter den Fittichen ihrer Peiniger diese Droiden auseinandernahm. Versuch 427. Wenn man davon ausging, dass sie jeden Tag einen Versuch durchlief, tat sie das schon seit über einem Jahr.
Zwei weitere Droiden fielen noch durch abgelenkte Schüsse, dann waren ihre noch stehenden Kollegen in Angriffsreichweite von Marielle. In einer schnellen Bewegung duckte sich unter den folgenden Salven hinweg, wodurch noch einmal drei Feinde aus dem synthetischen Leben traten. Mit schnellen Bewegungen ließ die Gefangene ihre beiden Lichtschwerter wirbeln, trennte damit fast allen anderen Droiden die Beine ab. Während sie fielen stand sie auf, gab ihnen durch einen weiteren Schwung beider Waffen den Rest.
Nun standen nur noch zwei Ziele. Marielle trennte einem von ihnen den Kopf ab, drehte sich gerade zum anderen um, als ein Ruck sie von den Füßen hob und zu Boden warf. Ein brennend heißes Gefühl in ihrer Seite bestätigte ihre Vermutung, dass der letzte Überlebende einen Treffer gelandet hatte. Für einen Moment kehrte die altbekannte Schwäche in ihre Glieder zurück, welche die Gefangene dazu verlockte, einfach die Augen zu schließen und niemals wieder zu öffnen. Dann jedoch brannte der Schmerz ein Mal der Entschlossenheit in ihre Brust, ließ sie mit angezogenen Beinen und einem darauffolgenden Sprung aufstehen. Der Droide feuerte auf sie, wobei es bei dem Versuch blieb. Marielle lenkte den Schuss dieses Mal wieder erfolgreich zum Absender zurück, setzte direkt nach. Krankenhaus in ihrer linken schlug dem Droiden erst einmal beide Arme ab, bevor Friedhof ihn dann in der Mitte zerteilte. Das alles in einer fließenden Bewegung.
Kurz beobachtete Marielle noch, wie der Droide zusammensank, dann ließ sie beide Lichtschwerter fallen. Die Waffen deaktivierten sich in dem Moment, in welchem sie fallengelassen wurden. Erschöpft fiel die Gefangene auf die Knie, hielt sich die verbrannte angeschossene Seite.
"Subjekt Sieben, du hast den Versuch überlebt, ganz nach meinen Erwartungen. Unser... Sponsor ist zufrieden mit dir."
Ein leises Zischen kündigte das Öffnen der Schiebetür zu dieser Kammer an. Marielle sah einen bewaffneten Mann in Uniform auf sich zugehen, der ihr ein Tablett mit Salat und einer Spritze vor die Knie abstellte. Dann wandte er sich bereits wieder ab, verließ die Kammer ohne weitere Zeit zu verlieren. Etwas fassungslos betrachtete die Gefangene ihre Belohnung, sah danach auf zu dem Punkt, an dem sie den Lautsprecher vermutete.
"Das ist alles? Wirklich?" "Es wird genügen." antwortete Edgar.
Die Plattform kam erneut mit einem Ruck in Bewegung, sank hinab in die Dunkelheit. Der Droide, der Marielle verletzt hatte, wurde mit ihr eingesperrt. Die Gefangene versuchte aufzustehen, scheiterte jedoch am ausufernden Einfluss ihrer Verletzung.
"Halt! Wer ist dieser Sponsor, und warum mache ich das hier?!"
Keine Antwort erfolgte. Die Plattform verlor sich in der Tiefe des Bodens der Versuchskammer, sperrte Marielle sowohl von Licht als auch von ihrem Peiniger weg. Mit einem leisen Grummeln griff sie in die Salatschüssel, ungeachtet vom Dressing welches sich an ihrer Hand verschmierte, und schob sich das Grünzeug in den Mund, nur um es sofort wieder auszuspucken.
Sie hasste Gemüse. Sie brauchte Fleisch. Beiläufig wischte sie sich die Hand am Hemd ab. Mit diesem grünen Fraß war eine klare Grenze überschritten.
Irgendwie musste sie hier raus.
LeKüken Admin
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Thema: Re: [SWTOR] Marielle - Werkzeug der Intrige Mo 31 Dez - 17:36
Marielle wusste nicht, wie lange sie schon regungslos im Schneidersitz auf dem Boden gesessen hatte, bevor sich genau dieser Boden in Bewegung setzte und sie in die von grellen Scheinwerfern erhellte Versuchskammer hinauf beförderte. Eine lange Zeit war vergangen seit dem letzten Test, das wusste die Gefangene ohne genau zu wissen, wie lange sie isoliert in ihrer Zelle hatte dahin vegetieren müssen.
Erst als die Plattform sich in Gänze auf Höhe des Bodens der Kammer angehoben hatte, stand Marielle langsam auf und ließ beide Lichtschwerter in ihren Händen kreisen. Trotz des Hungers, der in ihrem Magen knurrte, oder der zerfetzten Klamotten, die sich mal Hemd und Hose nannten, rankten ihre Gedanken nur um die bevorstehende Prüfung. Würden es wieder Droiden sein, die zwar koordiniert aber dumm angriffen? Oder war es einer dieser seltenen Fälle, in denen tatsächlich wilde Bestien auf sie losgelassen wurden? Das letzte Mal fiel ein Nexu unter ihren Händen, obwohl sein Maul ungefähr so groß wie ihr Torso gewesen war.
"Subjekt Sieben. Wie geht es dir heute?" Dr. Edgars Stimme drang - wie immer - durch Lautsprecher in die Halle hinein, wodurch ein unnatürlicher, synthetischer Hall erzeugt wurde. Schon seit einer ganzen Weile antwortete Marielle ihm nicht mehr. Es änderte schließlich sowieso nichts.
"Dies ist der 687te Test, und du hast immer noch keine Niederlage vorzuweisen. Es wird Zeit, dass wir mit dem Programm fortfahren."
Eine Bewegung im Schatten der Ecken der Versuchskammer erregte Marielles Aufmerksamkeit, ließ aus Reflex beide roten Lichtschwerter zünden und in den gewohnten Rückhandgriff wandern. Doch war es kein Droide, der dort aus dem Schatten geschlichen kam, kein Tier, das wie sie gefangen war. Es war eine Frau, schlank und mit zum Zopf gebundenem feuerroten Haar. Sie war in eine schwarze Robe gekleidet und hatte einen längeren Stab hinten an ihrem Gürtel auf Hüfthöhe befestigt. Gemessene Schritte überwanden die Distanz zwischen ihr und Marielle, und gingen danach fließend in eine Verbeugung über. Blaue Augen musterten die Gefangene dabei unauffällig von Kopf bis Fuß.
"Dein Ziel, Subjekt Sieben, ist diese Frau. Eliminiere sie." befahl Edgar vom Lautsprecher aus.
Marielle umfasste die Griffe ihrer Lichtschwerter etwas fester, musterte ihrerseits ihr Gegenüber. Die Frau wirkte ziemlich selbstbewusst, wie sie dort stand und sie einfach ansah, ohne auch nur einen Hauch von Kampfbereitschaft zu zeigen. "Wer bist du?" fragte Marielle sie schließlich.
"Die Antwort auf diese Frage ist dein Preis." antwortete die Frau und lächelte dabei. Als Marielle vorpreschte und beide Lichtschwerter dabei in einem Bogen schwang, der sie problemlos enthauptet hätte, duckte sie sich schlicht, trat dabei mit dem Fuß aus und holte die Gefangene von den Füßen. Während Marielle zur Seite wegfiel richtete sich die Frau bereits wieder auf, zog ihren Stab vom Gürtel und aktivierte zwei rote Lichtschwertklingen an jedem Ende des Stabes.
"Anfängerfehler. Das wird ein kurzer Kampf." stichelte die Frau, richtete ihre Vorderklinge bereit zum Todesstoß auf Marielle. Diese schlug die Klinge im letzten Moment mit ihrer eigenen zur Seite weg, rollte sich auf sichere Distanz und stellte sich Atem schöpfend wieder auf.
"Ich glaube ich nenne dich... Bitch." Während Marielle das noch aussprach holte eben diese Bitch auf, ließ die Doppelklinge in atemberaubender Geschwindigkeit kreisen. Ohne so recht zu wissen, was zu tun war, wich die Gefangene immer weiter zurück. Sie wäre nie im Leben schnell genug, um diesen kreisenden Tod aufzuhalten. Irgendwie musste sie das Kreisen...
Dumpf erinnerte sie die Wand der Kammer daran, dass sie nicht ewig zurückweichen konnte. Blitzschnell zog die Bitch durch, ließ die Vorderklinge direkt aus dem Kreiseln hinaus in einem Stich auf Brusthöhe vorziehen. Marielle wich zur rechten Seite aus, schlug aus einem Affekt heraus mit dem linken Lichtschwert auf die Klinge ein, die sie eben noch beinahe durchbohrt hätte, nur um kurz darauf die Rückklinge mit der rechten Waffe abzuwehren. Das alles waren zwar Glückstreffer, gaben Marielle allerdings einen guten Aufschluss über die Möglichkeiten ihrer Kontrahentin. Sie holte kurz aus und schlug die Rückklinge dann mit einer solchen Wucht zurück, dass sie den nächsten Schritt bereits erahnen konnte. Also duckte sie sich unter der nachziehenden Vorderklinge hindurch, stach in der Hocke auf die Knie der Bitch ein. Leider wich sie rechtzeitig nach hinten aus.
Mit Genugtuung bemerkte Marielle, dass ihr Gegenüber offenbar nicht mit einem solchen Widerstand gerechnet hatte. Sofort setzte die Gefangene nach. "Lass uns tanzen, Bitch!"
Ein schneller Schlagabtausch war die Folge, in welchem Marielle sich stets auf eine Klinge konzentrierte. Die andere wäre stets auf der anderen Seite der Stange, und somit keine direkte Gefahr. Erst, wenn die Bitch wieder auf Abstand kam und ihren Angriff vorbereiten konnte, musste sie auf alles gefasst sein. Also blieb Marielle auf Tuchfühlung, schlug manchmal von beiden Seiten, dann wieder wuchtig mit beiden Lichtschwertern von einer einzelnen zu. Trotz aller Bemühungen schien die Bitch ihr jedoch immer einen Schritt voraus zu sein. Sie kombinierte viele Drehungen und plötzliche Richtungswechsel mit schneller Akrobatik, welche zumeist in schmerzhaften Tritten endete, oder in einem dieser kreisenden Manöver, aus denen sich Marielle nur mittels einer geistesgegenwärtigen Flucht retten konnte.
Sicherlich vergingen lediglich Sekunden, doch strengte Marielle dieser Kampf mehr an als jeder zuvor. Das bedeutete etwas, schließlich hatte sie schon über sechshundert andere ohne größere Probleme überstanden. Ihr Ehrgeiz war geweckt, und genau dieser brachte sie dazu, immer wieder vorzustoßen wenn die Bitch erneut in ihre undurchschaubare kreisende Bewegung der Doppelklinge verfallen war. Als dieser Ehrgeiz endlich belohnt wurde, konnte Marielle die Vorderklinge mitten im Kreisen abfangen, und vor der Erwiderung durch die Rückklinge den Stab genau in der Mitte mit ihrem zweiten Lichtschwert in der Nebenhand durchtrennen. Funken sprühten aus dem gespaltenen Heft, als dieser zu Boden fiel.
Der Triumph und die daraus resultierende Ungläubigkeit hielten bei Marielle kürzer an als bei der Bitch, welche ihren Verlust offensichtlich zwei Sekunden lang gar nicht begreifen konnte. Sofort zog die Gefangene nach, wollte ihre Kontrahentin mit einem schnellen Schwung ihrer Haupthand endlich enthaupten. Dann jedoch riss diese schlagartig beide Hände nach vorne. Eine unsichtbare Faust traf Marielle brutal in die Brust, wirbelte sie durch die halbe Kammer und ließ ihre Waffen genauso im hohen Bogen davon fliegen. Unsanft landete sie auf dem Rücken. Jegliche Luft wurde ihr aus dem Körper gepresst. Marielle versuchte aufzustehen, scheiterte jedoch am plötzlich eintretenden Schwächeanfall, der sie wieder zurück auf den Boden beförderte. Hunger und Durst forderten ihren Tribut. Ihr wurde schwindelig. So fühlte es sich also an, das Bewusstsein zu verlieren. Irgendwie ging alles ganz langsam, genauso wie es vor ihren Augen immer dunkler wurde.
Ein rotes Lichtschwert, eines ihrer Lichtschwerter, aktivierte sich vor ihrer beschränkten Sicht und hob zum finalen Hieb an. Marielle spürte gar nichts, nicht einmal Wut über ihre eigene Schwäche und Niederlage. Was machte es schon aus, ob sie nun in dieser Kammer starb oder ob sie noch weitere Jahre damit verbrachte, irgendwelche Versuche und Tests durchzukauen?
"Das genügt."
Marielle kannte die Stimme, welche der Bitch Einhalt gebot und die rote Lichtschwertklinge indirekt wieder deaktivierte. Sie kannte sie, doch war die Information, zu wem sie gehörte so weit weg, dass sie diesen Aufwand nicht mehr aufbringen konnte oder wollte.
Eine Gestalt baute sich neben der Bitch auf, sah mit ihr auf sie, Marielle, hinab.
"Sie ist perfekt."
Die Gefangene stürzte in die Dunkelheit der Ohnmacht.
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