In der Dunkelheit der Revenge sah man kaum die Hand vor Augen. Daher tippte Lyth eher blind auf dem Holoterminal herum, hoffte darauf, dass sie die richtigen Tasten nicht zu sehr verfehlte. Die verschiedenen Klacker- und Pieptöne der Tasten und Bedienfelder waren kurze Zeit die einzige Geräuschkulisse in der kalten Gruft des Raumschiffes. Zwei gelbe Augenpaare beobachteten die Chiss eindringlich.
Dann, endlich, erhellte die Holoprojektion einer Raumstation die Umgebung und tauchte die Anwesenden in ein hellblaues Licht. Darth Vhem lehnte mit dem Rücken an der gegenüberliegenden Wand, direkt neben der Schiebetür zu ihrem Gemach. Sie war wie immer in ihren schwarzen Mantel gekleidet, nur die Kapuze blieb dieses Mal zurückgeschlagen. So gab sie die Sicht frei auf ihr brüchiges Gesicht, gezeichnet von der dunklen Seite, wie sie selbst sagte.
Warum sie sich diese Narben der Macht nicht entfernte, das hatte Lyth immer noch nicht gefragt.
Neben Lyth gesellte sich der HK-54 Droide mit seinen skelettartigen Gliedern. In seinen Augenhöhlen brannten ebenso gelbe Lichter wie in den machtverseuchten Augen Darth Vhems.
Als das Schweigen einige unangenehme Momente lang anhielt ergriff Lyth räuspernd das Wort.
„Ich hab den Droiden gescannt. Keine Anzeichen darauf, dass er lügt.“
Der Kommunikator des HK sprang an. Die metallische Stimme des Droiden passte sich perfekt der Bedeutung seiner Worte an. Noch nie hatte Lyth einen Droiden gesehen, der Sarkasmus und Bösartigkeit so gut rüberbringen konnte.
„Triumphierende Bestätigung: Natürlich lüge ich nicht. In meinen Loyalitätsparametern liegt der Master klar über der Fabrik.“
Wieder Schweigen, bis Lyth begriff, dass Darth Vhem nicht das Wort ergreifen würde.
„Dann erzähl doch einfach noch einmal, woran wir eigentlich sind.“
Als sich der Kommunikator wieder einschaltete, wandte sich der HK der Sith zu, die immer noch an die Wand gelehnt stand.
„Einspruch: Ich halte es für ein unnötiges Sicherheitsrisiko, eine niedere Organikerin in diese missliche Lage mit einzubeziehen.“
Vhems Stimme war ruhig, als sie antwortete. Die Stimme stand dabei im scharfen Kontrast zu ihrem kalten Blick, der auf den Droiden gerichtet war. Hätte die Blechbüchse ein Herz gehabt, es wäre ihm in diesem Moment sicher in die Hose gerutscht.
„Sie wird uns begleiten. Also… antworte auf ihre Frage.“
Natürlich kam von dem HK kein weiterer Protest, als er fortfuhr. Dafür sprach er so schnell, dass Lyth fast Probleme bekam, ihm zu folgen.
„Genervte Erzählung: Als erster und einziger HK-54 Attentäterdroide steht in meinen Parametern die Loyalität zu meinem Meister höher als der Befehl der Fabrik. Dementsprechend war ich nicht betroffen, als sich eine mir unbekannte Quelle in das zentrale System der Fabrik hackte, und allen aktiven Posten den Befehl gab, den Master zu töten.“
Der Droide legte eine Pause ein, fuhr jedoch genau in dem Moment fort als Lyth für eine Frage die Luft holte. Knurrend atmete die Chiss wieder aus.
„Selbstbewusste Erzählung: Dank meiner herausragenden Fähigkeiten konnte ich aus der Fabrik entkommen, bevor meine Vorgänger mich ausschalten konnten. Mein letzter Wissensstand ist, dass einhundert bis fünfhunderttausend Einheiten derzeit auf der Jagd nach meinem Master sind. Der neue Master bleibt spurlos verschwunden.“
„Brillante Schätzung, Blechbüchse.“ warf Lyth ein, bevor der HK weitermachen konnte. Grinsend beobachtete sie die eintretende Pause, bevor sich der Droide erneut an Vhem wandte.
„Hoffnungsvolle Anfrage: Reicht dieser Beweis ihrer Inkompetenz um sie aus der Operation zu löschen?“
„Nein.“ war die kurze Antwort der Darth. Ohne Pause fuhr der HK fort.
„Erklärung: Eine Suche nach dem neuen Master verbraucht Zeitressourcen, die meinem Master derzeit nicht zur Verfügung stehen. Daher ist die beste Alternative, direkt auf den Zentralcomputer der Fabrik zuzugreifen um näheres zu erfahren. Durch den Befehl höchster Dringlichkeit seitens des neuen Masters wurden viele der Aktivposten von der Station abgezogen, was uns eine Überlebenschance von 13,57% verschafft.“
Lyth schnaubte kurz.
„Ja, klasse. Klingt nach einem Auftrag für uns, mein Lord. Wann soll’s losgehen?“
Das Lächeln auf Vhems Lippen war gefälscht, das sah die Pilotin inzwischen auf den ersten Blick. Doch sie machte ihr keinen Vorwurf, schließlich war sie die Gejagte.
„Sofort. Die Koordinaten der Raumstation sind im Navigationscomputer.“
„Ergänzung: Die Reise wird genau einen Tag und vierzehn Stunden beanspruchen. Ich werde rechtzeitig vor Beginn der Operation meinen Vorschlag zur Strategie vorlegen. Bis dahin bitte ich um Zugang zum Lagerraum, um meine Waffensysteme zu aktualisieren.“
Darth Vhem winkte den Droiden heraus und folgte Lyth ins Cockpit, wo sie sich auf ihre gewohnten Stühle niederließen. Während die Chiss die Koordinaten im Navigationscomputer überprüfte und dann alle nötigen Vorbereitungen für den Sprung vornahm, seufzte Vhem leise.
„Es soll ja bloß nicht langweilig werden.“
„Keine Sorge, mein Lord. Wenn etwas Ruhe eingekehrt ist verziehen wir uns für eine Woche. Ich kenne viele Orte, wo man nicht gefunden wird.“
Die Sith lachte leise.
„Das kann ich mir nicht leisten.“
Nachdenklich sah Lyth ins Sternenmeer hinaus, während der Hyperantrieb im Maschinenraum stetig lauter werdend arbeitete. Immer wieder nahm sie sich vor, die Schiebetür zum Maschinenraum zu schließen, sodass die Geräuschbelästigung nicht mehr so stark ausfiel. Doch genauso oft vergaß sie das auch wieder.
„War es wirklich eine gute Idee den HK zu den Waffenschränken zu lassen?“
„Du sagtest selbst, dass er kein Verräter ist.“
„Richtig, aber trotzdem ist er ein Killerdroide.“
„Und was sind wir? Pazifisten?“
„So meinte ich das nicht…“
„Er ist unsere beste Chance, lebend aus der Fabrik zu kommen. Ich habe wenig Lust gegen eine Übermacht von bis zu fünfhunderttausend HK-Droiden zu kämpfen, die mich durch die ganze Galaxis verfolgen.“
Seufzend beobachtete Lyth den Sprung in den Hyperraum. Nach einem kurzen Ruck befand sich die Revenge direkt im blauvioletten Tunnel. Gerüchten zufolge soll ein zu langer Blick in den Tunnel Wahnsinn verursachen. Die Chiss schmunzelte.
Dann wäre ich schon lange Amok gelaufen.
„Ich hätte mich gern von Tel’draan verabschiedet.“ setzte sie schließlich zum Smalltalk an, und bereute ihre Worte gleich in der nächsten Sekunde. Wenn es irgendetwas gab, was richtig dumm war, dann die Sith auf diesen einen Twi’lek anzusprechen.
Entgegen ihrer Erwartungen gab es jedoch keinen gewaltigen, beleidigenden Wortschwall vonseiten der Darth.
„Der ist in ein paar Tagen auch noch da.“
„Ja, er schon. Wir aber vielleicht nicht.“
„Vielleicht hast du ja Glück und er bringt sich um, damit er bei dir sein kann. Dann hätte auch Megdana was davon.“
Zögerlich stieg Lyth in Vhems erheiterte Lache ein. Die Begeisterung in Angesicht ihres eventuell nahenden Todes konnte sie nicht wirklich teilen.
Sie würde Sith wohl nie ganz verstehen…
OoC: Kleine Reihe, welche zugleich als Vorbereitung auf den bevorstehenden Eventabend dient.
Viel Spaß beim Lesen, Feedback wie immer hier rein.
<3 Ein Herz für HKs! <3
FÜR DEN SCHWARM!
*vanish*
Le Küken