Die Eisblau glänzenden Augen blickten in den Himmel.
Die Ersten Sonnenstrahlen erhellten den Horizont als Nezara von Bord des kleinen Schiffes stieg, ihre Sense als Gehhilfe genutzt. Ihr Blick war prüfend, während ihr Gefolge sich vorbereitete. Sie wusste nicht wo sie waren, und es war ihr eigentlich ziemlich egal. Sie wusste nur dass sie am richtigen Ort war.
Sie waren mit einem Schiff an der Insel gelandet. Am Horizont ragten Ruinen auf. Es gab Bäume, Wasser und eine Recht felsige Umgebung. Die Insel war nicht sonderlich gross und doch konnte man unweit dieser weiteres Festland ausmachen.
Nezara's Lippen formten ein Lächeln. Süß, Symphatisch. Insgesammt würde man hinter der Jungen Schönheit nicht viel Böses erwarten. Und genau so solle es sein. Sie blickte zu ihrer Hand, hob diese und drehte sie leicht. Die Perfekte Haut, so weich und glänzend, wie ihr ganzer Körper, ihre Magie bewies sich immer wieder aufs Neue. Die Haut so weiss wie Schnee, gab nur diese einen Hinweis darauf dass sie schon länger kein Mensch mehr ist. Auch ist sie einer der wenigen Gründe, warum sie einst nicht zu der Allianz, sondern zu den Verlassenen überlief.
Nezara blickte wieder auf. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihr aus. Irgentwas stimmte nicht. "Helllelelellllhelll" gurgelte es neben ihr, sie schreckte aus ihren Gedanken und blickte zu Svanr hoch. Der Untote zeigte zwar Starke spuren von Verwesung, und der fehlende Unterkiefer und die Wackelnde Zunge gaben ihm etwas witziges. Denoch war er im Leben wie im Tod ein wahrer Hühne. Breit gebaut und grobschlächtig. Nezara nickte, ging weiter, der Jäger an ihrer Seite, im Takt ihrer Sense schlug auch sein Gewehrkolben bei jedem Schritt auf den Boden. Eine Waffe welche jedem Menschen auf kurze Distanz den Schädel wegsprengen konnte.
Die Kultisten welche sie Teils von Demour übernommen hatte, als diese sich Feige an sie gewannt hatten um nicht mit ihrem Meister unterzugehen, und Teils aus selbst erweckten Dienern, sammelten sich um sie. Bildeten eine kleine Tote Horde. Ebenso tauchte an ihrer Seite die Zusammengeflickte Frau auf, welche einer Untoten Sukkubus ähnelte und aus mehreren Völkern bestand. Trizia schob sich die Brille zurecht. "Hier ist es?" fragte die Rechte Hand der Nekromantin, eine der wenigen in ihrem Gefolge welche dies mit freiem Willen taten. "Ja... hier soll es sein. Ich kann es Spüren." Erwiederte Nezara.
"Seid ihr sicher dass ihr es beherschen könnt?"
"Hab ich bislang jemals ein Artefakt nicht beherscht?" Nezara schmunzelte. Die Rabenwächter, Demour so wie andere Opfer, alle waren Helfer auf ihrem Weg zur Macht. Und wenn sie dieses Artefakt in Händen hielte, würde sie ihre Kräfte jedoch auf ein Niveau bringen welches sich die Rabenwächter jedoch nicht bekämpfen könnten. Und Lavyria und Raxelle würden um Gnade betteln.
Als die Monströsität zu der Gruppe aufschloss nickte Nezara. "Los gehts" Dann marchierte sie vorraus. Ein Röchelndes Atemgeräuch im Nacken, als sich die Schatten bündelten und zu einem Schemen zusammensetzten. Er schwebte neben ihr. Eine Zerfetzte Kutte aus welcher Schwarzer Dampf zu treten schien. Statt Armen besass er Gottesanbeterähnliche Fortsätze welche in scharfen Klingen endeten. Erneut sah Nezara auf. Irgentwas stimmte nicht. Sie verengte die Augen und sah in den Himmel, doch ging sie weiter.
Nach einer Weile des Marches, Vorsichtig und Kampfbereit, doch begegneten sie noch keiner Seele. Denoch fühlte sich Nezara beobachtet. Sicher hatte jemand die Gruppe im Auge, traute sich jedoch nicht sie anzugreifen. Unwichtig, sie würde die jagen die hier Lebten sobald sie ihre neuen Mächte in Händen hielt. Nezara kratzte sich am Arm, ein Jucken, dann blickte sie auf ihre Hand, unter den Fingernägeln klebte etwas. Sie sah zum Juckenden Arm, ihre Haut, abgekratzt von ihr Selbst. Trocken und blätternd. Sie riss die Augen auf, betrachtete ihren Arm weiter, aus dem Jucken wurde brennender Schmerz während sie erkannte dass sie verweste. Sie brüllte auf. Sackte in die Knie.
"Trizia! Was ist in der Krypta los?!" Die Dienerin welche mit ihrer üblichen Fassung an ihre Herrin herantrat zog eine Kugel hervor, diese begann zu Leuchten. Trizia schob die Brille hoch. "Die Krypta wird angegriffen" säuselte sie mit ihrer Lieblichen Stimme, als wäre es das Normalste der Welt dass ihre Versteckte Festung angegriffen würde. "Es sind Nathleen und ihre Waldläufer. Sie haben die Nekropole wohl entdeckt." "UNMÖGLICH! ARHG!" Brüllte Nezara erneut. Spuckte Blut und sogar einige Zähne aus, krümmte sich vor Schmerz. Die Untote Sekretärin sprach weiter. "Es scheint als wäre unsere Verteidigung gefallen... Sie zerstören die Artefakte." "Nein! NEIN! NEEEIIIIN!!!" Brüllte Nezara, versuchte sich auf die Beine zu heben. Doch ihre Knochen waren brüchtig. "Veronicia... sie hat uns verraten... doch sie ist tot... Die Waldläufer zerstören alles... " Nezara zog sich an ihrer Sense hoch. Ihr Gesicht war von Falten übersäht. Tiefe Furchen zogen sich und die Wangen eingefallen. Haut blätterte ab und Knochen wurden Sichtbar. "Wir müssen uns beeilen!" Keuchte sie. Ihre Dienerin legte ihren Arm stützend um ihre Herrin, und stapfte los, schleifte diese mit sich.
Während Nezara immer mehr damit zu kämpfen hatte ihren Körper vor dem Verfall zu bewahren brachen mehr und mehr ihrer Verbindungen. Sie hatte ihre Macht in Gefäße gesperrt. Sie so zur freien Verfügung aber ohne ihren Körper damit unnötig zu belasten. Es war sehr viel Arbeit, und verlangte viele Leben um diese Artefakte zu erschaffen. Grenzenlose Macht zu sammeln ohne sich selbst zu schaden. Die Idee erschien gut, doch verlor sie nun alles. Sie musste ihren Körper erhalten. Das schwächte sie enorm. Jede Wunde, jede Narbe in ihrem Leben, jedesmal wenn sie dem Tod entkam, wurde ein neues Artefakt geboren. Und sie wurde bereits öfters erstochen, erschlagen, und verbrannt. Immer heilte sie ihre Wunden, und schuf somit ein weiteres Gemälde um dieses Leid. Und nun kam all dieses Körperliche Leid wieder zurück. Sie musste von vorne beginnen.
Plötzlich blieben ihre Leute stehen. "Was... was ist passiert..." erklang es aus der Menge. "Moment... was tuh ich hier." von einer anderen Stimme. Hier und da kamen Tote zu Sinnen, welche noch nichteinmal wussten dass sie untot waren. Welche nun zum ersten mal erwachten. Andere Untote zerfielen einfach, ebenso wie die Verbindung zu ihrer Herrin.
Plötzlich erhob Svanr das Gewehr. Sein Blick grimmig, richtete es auf die zerfallende Gestalt. "Sie ist schwach!" erklang es aus der Menge. "Tötet sie bevor sie zu kräften kommt!" "Du wirst uns nicht nochmal unterwerfen." brüllten ihre Ehemaligen Anhänger. Nezara knurrte, der Hass auf die Dunklen Waldläufer schoss in ihr hoch. Wieso jetzt. Wieso machten sie alles zu nichte. War das das Ende? Ihr Ende?
"Wenn wollen Herrin! Erst an Gnampf vorbei!" erklang es donnernd, als der Riesige Leib der Monströsität in Roter Maske und Cape einen Schatten auf die Untoten Frauen warf. Ebenso erklang das eklige Geräuch zweier aneinanderreibender Klingen. Der Schnitter ragte über den Beiden auf, sah aus leerer Kapuze herab. Nezara keuchte. "Wenn ich wieder zu kräften komme, stelle ich dich fertig. Stehe jetzt zu mir. Und ich nehme es als Loyalitätsbeweis, und du wirst deinen Freien Willen behalten dürfen." Das röchelnde Geräuch welche das Schemenhafte Ungetüm von sich ging stockte Kurz, dann wand er herum und schoss in die Menge aus Untoten. Die Klingen schossen hervor und das Chaos entbrannte. Untote bekämpften sich, Schüsse fiehlen als Gnampf auf Svanr losstürmte. Einige der Kultisten blieben auf ihrer Seite, doch war dem Schnitter das egal. Er war ihr Meisterwerk. Zwar sehr instabil, aber solange er funktionierte, schnitt er sich durch die Rebellen wie durch Butter.
Trizia hob Nezara auf die Beine, schleppte sie mit sich den Felsen hinauf. Durch den Höhleneingang in die kleine Grotte. Und dort stand er. Ein kleiner Altar, auf diesem ein Wuchtiger Foliant. Grün brennende Runen zogen sich über den Einband. Trizia sah sich um, warum gab es keine Fallen. Warum war dieser Foliant ungeschützt. "Die Legion hat nach mir gerufen. Und ich bin eurem Ruf gefolgt!" keuchte Nezara. Trizia blickte überrascht zu ihr herab, und denoch brachte sie ihre Herrin zum Folianten, setzte sie am Altar ab. "Ich bewache den Eingang... ich hoffe der Foliant kann euch noch retten." sprach die Dienerin und griff die Dornenpeitsche vom Gürtel, trat aus der Höhle hinaus.
Eine Donnernde Stimme erklang "Ihr seid hier! Ihr habt es geschafft. Und doch... ihr seid nicht so stark wie ihr wart." "Ein Rückschlag" keuchte Nezara zur Antwort. "Nichts weiter. Erfüllt euren Teil, und ich erfülle den meinen!" "Nun, so soll es sein. Nehmt die Kräfte die mein Meister euch anbot, und tut was ihr tun sollt! Enttäuscht uns nicht!" donnerte es erneut in ihrem Kopf. Nezara packte den Folianten, das Knistern der Magie kitzelte in ihren Fingern. "Die Magie der Toten ist zu schwach. Die Toten sind zu schwach! Ich mache es lieber selbst!" dann begann sie die Magie aus dem Folianten zu Saugen. Es war nicht das erste Mal dass sie mit dem Fel zu tun hatte, nutzte sie doch einige Aspekte dieser Kräfte fast täglich. Doch trotzdem blieb sie immer bei ihren Toten, ein Fehler, dachte sie. Sie spürte wie die Chaotischen Kräfte in ihren Körper drangen. Diesen erfüllten und besetzten. Sie zitterte, ihre Finger umklammerten den Einband und sie drückte sich an den Altar. Zwar hatte sie bereits einiges an Magischer Kraft besessen. Doch hielt sie diese immer in Objekten. Magie auf abruf. Nun aber spürte sie die Kräfte in ihrem eigenen Körper. Sie würde nie wieder Macht kontrollieren. Sie würde die Macht sein.
Nezara presste die Schenkel zusammen, ihr Körper zitterte und schweiss durchnässte ihre Dunkle Robe. Erneut entwisch ihr ein stöhnen, als sich ihr Körper anspannte und zuckte. Nach einigen Sekunden entspannte er sich wieder und sie sackte auf dem Altar zusammen, schwer atmend und mit geschlossenen Augen. Verharrte fast eine Minute in dieser Lage bevor sie sich erhob. Den Folianten öffnete und durchblätterte. Seite um Seite wurden grob geprüft, als würde sie sich jede binnen Sekunden einverleiben können. Sie würde das Buch genauer Studieren wenn sie die Zeit dafür hätte.
Den Folianten unter den Arm geklemmt griff sie ihre Sense, und hinkte schweren Schrittes aus der Höhle. Die Verwesung ihres Körpers hatte geendet, doch war er bereits derartig zerstört dass niemand der je mit ihr zu tun hatte sie erkannt hätte. Mit gekrümmter Haltung trat sie ins Tageslicht. Trizia hielt die Peitsche in der Hand und wartete ab. Auch der Schnitter war zurückgewichen. Flackerte immer wieder und löste sich halb auf um sich wieder zusammenzufügen. Instabilität. Doch das war unwichtig. Die Kleine Gruppe von Untoten trat den Felsen hinauf, angeführt von Svanr. Doch Nezara grinste nur. Sie nahm die Sense in die andere Hand, dessen Arm das Buch an den Oberleib drückte und hob die nun Freie Hand an. Wie man einen Feuerball webte wusste sie noch von Früher, von der Zeit vor dem Kult. Sie konzentrierte sich und begann den Zauber in ihrem Geist zu Formen. Und ein Feuer entzündete sich auf ihrer Handfläsche.
Die Grüne Flamme wuchs und wuchs. Rasent schnell. Als hätte sie nichts von ihrer eigentlicher Kraft eingebüsst. Dann warf sie diesen gegen die Untoten. Brüllte auf und ballte die Hand zur Faust. Der Feuerball flog auf die Menge zu und explodierte in einer Feuerwelle. Setzte sämtliche der Aufständigen in Brand. Erneut begann sie einen Zauber zu weben. Die Hand dabei in die Luft gestreckt. Svanr riss die Knarre hoch, richtete sie auf Nezara, doch bevor er die Schutzlose Zauberin erschiessen konnte schlang sich die Peitsche mit einem Lauten Knall um den Lauf, riss ihn zur Seite und die Kugel verfehlte ihr Ziel. Svanr sah nach oben als sich Grün glühende Wolken bildeten. Und die wenigen welche nicht dem Feuer erlangen von einem Brennenden Grünen Regen entgültig in die Knie gezwungen wurden. Svanr schrie auf, riss das Gewehr zurück und entriss der zusammengesackten Trizia die Peitsche, erneut hielt er auf Nezara zu, doch erneut war ihr Diener schneller, Svanrs letzte Momente verbrachte er damit zusehen wie seine Waffe samt Arme zu Boden fiel. Die Schemenhafte Gestalt welche seine Herrin den Schnitter nannte schwebte hinter ihm. Beide Klingen an seinen Hals legend. Hasserfüllt blickte er zu der Frau welche ihn aus dem Grab holte. Bevor ihre Schöpfung ihn in jenes zurück beförderte.
Nezara sah zu ihrer Dienerin. Diese war in die Knie gesackt. Keuchte und röchelte. Sah zu ihrer Herrin auf. "Das könnt ihr wieder flicken oder?" fragte sie mit ihrem üblich anziehenden Lächeln. Nezara zog die Brauen zusammen. Nickte dann. Sie wusste nicht ob sie Trizia retten könnte. Doch würde sie ihre Liebste Schöpfung nicht einfach aufgeben.
"Tötet sssssie!" brüllte plötzlich eine Stimme auf. Eine Gruppe Naga entsprang dem Wasser und kroch den Felsen hinauf. Perfekt, dachte Nezara und streckte die Hand aus. Der erste von den Naga riss die Augen auf, rang nach Luft als das Fel seinen Körper durchdrang. Nezara grinste zufrieden. Ein Zauber welchen sie so gut beherschte, und durch die neue Form der Macht nur umso besser funktionierte. Sie benötigte keinen Körperkontakt mehr. "IHR SEID MEIN!" Rief sie und ballte die Hand zur Faust. Ein Grüner Schleier zog sich aus Maul und Augen der Schlangenähnlichen Kreatur und suchte sich in Form eines Wandernden Nebels seinen Weg in die Faust der Untoten. Die anderen Naga stockten kurz und stürmten dann schreiend weiter. Als Nezara erneut ihren Zauber webte, prüfte sie wie weit sie ihn ausreizen konnte. Ihre Konzentration war felsenfest, beschützte sie doch ihre Beste Tötungsmaschine. Formte den Zauber und warf ihn auf gleich Drei weitere Naga, saugte ihnen das Leben ebenso schnell aus wie ihrem Kameraden. Die Restlichen Drei schrien panisch auf, und ergriffen die Flucht.
Doch Nezara wollte sie nicht ziehen lassen. Ihr Hunger war zu Groß. Der Schnitter sperrte den Bestien den Weg ab als Nezara sich doch lieber auf einen Konzentrierte. Bei der Spaltung des Zaubers spürte sie dass einige der Energien verflogen. So verlor ein Weiterer Naga sein Leben. Während ein Weiterer den Scheren des Schnitters zum Opfer viel. Der Letzte blickte Panisch zur neu erhobenen Hexe. Welche die Hand erhob und ein letztes mal flog der Grüne Schleier des Lebens durch die Luft auf die Hand zu. Doch führte die neue Hexe diese nicht zu sich selbst. Sondern in ihre Dienerin. Diese zu heilen. Trizia war zu wichtig um sie aus Machthunger verenden zu lassen.
"Euer Geschenk scheint euch Freude zu bereiten?" donnerte die Stimme in ihrem Kopf. Nezara zog die vollen Lippen erneut zu einem Lächeln. Trat den Felsen herab und blickte ins Wasser. Betrachtete die Junge Frau in diesem. Sie blickte zu ihrer Hand, hob diese und drehte sie leicht. Die Perfekte Haut, so weich und glänzend, wie ihr ganzer Körper. Fasste sich an die Perfekten Brüste, strich sich über den Bauch und die Hüfte. Sie war wieder Schön. Und sie fühlte sich besser als je zuvor. "Die Magie der Toten ist schwach... Ich bin neu geboren. Und werde der Welt Chaos und Verdammnis bringen!" "Gut. Meine Meister werden zufrieden sein. Enttäuscht sie nicht!" donnerte es ein letztes Mal in ihrem Kopf.
Nezara lachte auf. "Wir sollten verschwinden. Bevor mehr Naga kommen." sprach Trizia welche wieder auf den Beinen stand. Nezara nickte. Dann ging sie los.
Die Felgrün glänzenden Augen blickten in den Himmel.