Die Stille war unerträglich. Das Gefühl der Schwerelosigkeit, der Leichtigkeit, es war so lange angestrebt und nun eine Last. Die Augen blickten sich um in den kleinen Radius, der Kopf ließ sich nicht bewegen. Viel zu sehen gab es nicht. Es war abgedunkelt und im Augenwinkel konnte man zumindest noch die Hände sehen. Die Bewegung drang nicht durch das Nervensystem vor zu dem Ziel. Irgendwo wurde es erstickt. Alles war taub. Dem Schicksal ergeben kam die Frage auf, was das hier nun war. Der Tod? Das Leben? In Geschichten wurde immer erzählt, wenn man stirbt, dann sieht man sein ganzes Leben nochmal wie ein rasender Film. Doch es gab keine Erinnerung, in der man sich so schwerelos, so frei und doch so gefangen fühlte.
Der Körper selbst, die Existenz, schien gerade auf Sparflamme zu leben. Es war unmöglich, festzustellen, ob der Körper atmete. Körper und Geist waren nicht mehr eins – der Grund warum man sich gefangen fühlte in der Freiheit.
Vielleicht waren Minuten vergangen, vielleicht auch Jahre. So genau lies sich das nicht feststellen, im Nichts. Doch dann sprach eine Stimme... nein es waren mehrere im leicht asynchronen Chor, die Wärme dieser füllte die endlose Umgebung. Vielleicht ging ja sogar ein Schauder über den Körper.
„Wer Reue zeigt, den soll man nicht an seine Sünden erinnern.“ Die Augen kniffen sich kurz zusammen, dann kam eine Erinnerung zurück und die Leichtigkeit des Seins wurde schwerer, als auch das Körpergefühl zurückkehrte. Stück für Stück. War das nun der Lebensfilm? Der Körper zuckte mit jeder Gräueltat, die die Seele erfüllten und ein Schrei entfuhr dem Mund.
„Doch die Flucht ist keine Lösung.“ Die letzten Momente ihres Lebens rannten nun durch den Kopf. Angst, Wut, Hass. Eine falsche Entscheidung. Die Erkenntnis, dann die Leere. Die grün leuchtenden Augen starrten fassungslos, weit aufgerissen. Gleichzeitig änderten sich die Stimmen, sie klangen wütend und wehklagend.
„Wir nehmen dir die Fähigkeit, Reue zu empfinden.“ Die Wärme zog sich zurück und absolute Kälte umgriff den Körper wie hunderte Hände. Die Blutelfe wand sich, doch Kraft hatte sie keine. „Und jetzt lebe mit deinen Sünden.“
Dialyra fiel und ein ekelhaftes Geräusch von gebrochene Knochen ertönte. Sie verlor das Bewusstsein, nachdem sie realisierte dass sie nicht mehr in der Scherbenwelt war. Als sie aufwachte war es hell und die Umgebung freundlich. Sie roch frisches Gras und konnte, bis auf einen Arm und einen Fuß, auch alles bewegen. Eine weiße Taurenfrau kam hinein. „Wir dachten schon Ihr wacht gar nicht mehr auf.“ Skeptisch schaute die Blutelfe auf ihr Gegenüber. „Ich heiße Pava Donnermond. Ich bin eine Heilerin der Mondhufe. Unser jüngster im Stamm, Muraco, hat dich aufgelesen.“ Die Blutelfe blickte sich in dem Zelt um dann fragte sie: „Wo bin ich?“ Pava schaute die ihr gegenüber abschätzend an. „Ihr seid in Mulgore. Wie heißt Ihr?“ Emotionslos, als sie ihren Aufenthaltsort hörte antwortete sie „Dialyra Blutwind.“ Pava lächelte die Blutelfe optimistisch an. „Ihr scheint aus großer Höhe gefallen zu sein, aber das ist nichts was wir nicht wieder hinbekommen. Aber... es war merkwürdig.“ Der letzte Satz schien eher nachdenklich an die Tauren selbst gerichtet zu sein. Die Braunen der Sin'dorei zogen sich zusammen. „Was war merkwürdig, wenn ich fragen darf?“ Die blauen Augen musterten die ramponierte und gut gebräunte Elfe von oben bis unten. Die Heilerin ließ sich nichts anmerken, aber sie hatte schon von gehört, von jenen Elfen die Fel nutzten. Die Blutelfe selbst schien nicht wesentlich älter als Pava selbst zu sein. „Muraco berichtete, dass Ihr aus einem Riss im Himmel gefallen wäret welcher violett war. Geführchtet hat Er sich, und das ist nun gar nicht seine Art.“ Dialyra schnaubte lächelnd und erntete fragende Blicke.
„Nun. Wer hoch fliegt, der fällt auch tief.“
tbc