Der Schatten wanderte beinahe lautlos durch die dunklen Hallen des Schwarzfels. In Gestalt von einer Erinnerung von Cheida Sonnensang. Die Gestalt hatte schwarze Haare, und ein junges Gesicht soweit man das bei einer Sin’dorei erkennen konnte. Ihre Rüstung war die einer Waldläuferin, und ihr Gang flink. Der Schatten rief sich den Namen ins Gedächtnis. Heliana Sonnensang. Schwester vom Original.
Der Gang in dem der Schatten in Gestalt dieser Person ging, war endlos lang. Mit diversen Zellen. In diesen Zellen ruhten die diversen Sklaven von Hilderil Schattenernter. Mit Namen versehen sind die engen Kammern. Vangravia Blumenwisper. Halarion Dämmerwind. Fraylia Frühlingsbrise…
Sie alle waren gebrochene Wesen. Nach ewiger Folter haben sie ihr Leben fortgeworfen, um Hilderil zu dienen. Er war gut im brechen von Leuten, das musste der Schatten ihm eingestehen. Die Gestalt von Heliana huschte weiter durch den Gang bis sie vor einer leeren Zelle innehielt. Wo in jeder Zelle zuvor ein armes Wesen in der Ecke kauerte, ist diese leer. Der Blick von der schwarzhaarigen Elfe wanderte zum Namensschild…
Cheinesse Cheida Sonnensang
Der Schatten schüttelte den Kopf. War sie etwa schon hier? Nein, das konnte nicht sein. Davon hätte er erfahren. Er ging weiter, zu dem riesigen Tor am Ende des Ganges. Wo vorher nur einige wenige Kerzen das Gewölbe erhellten, prangten nun riesige Kohlefeuer am Tor. Der Schatten stieß die linke Seite des Eingangs auf, und trat in den riesigen Raum der dahinter lag. Das Tor schloss sich von allein.
Am Ende des Raumes erhob sich der große Thron, auf dem Hilderil beinahe immer saß. Eingebildet hatte er sich diesen Sitz aufbauen lassen, um alle unter sich zu haben. Der schwarzhaarige Elf war in prachtvolle Gewänder gehüllt, die zu ihm passten. Neben ihm auf der blanken Steinlehne saß eine mit Schleiern verhüllte Frau, die sich ihm geradezu an den Hals warf.
Saylanne, die Gefährtin des hohen Herren Hilderil. Ihr Körper war ebenso wie ihr Gesicht mit einem leicht durchsichtigen Tuch umhüllt, welches mehr preisgab als es verhüllte. Sie flüsterte dem Mann auf dem Thron leise ins Ohr, kicherte und wiederholte diese Prozedur dauernd. Hilderil selbst zeigte sich herzhaft unberührt dabei. Der Schatten inform von Heliana trat näher, und senkte kurz das Haupt. „Herr, ich habe meine Aufgabe erfüllt. Dieser weißhaarige wurde von mir gebührend empfangen.“
Hilderil nickte langsam. „Das hast du gut gemacht. Bereite die leere Zelle und die Folterkammer vor.“
Endlos viele Gedanken schwirrten durch den Kopf des Schattens, als er diesen Befehl vernahm. Doch er konzentrierte sich auf das wichtige. Zum nachdenken über die Konsequenzen kam er später immer noch. „Also wird sie bald eintreffen?“
Hilderil nickte nur.
Zum ersten Mal sah die Frau auf der Steinlehne den Schatten an. Sie musterte ihn kurz, und sprach dann mit einer so komisch schönen Stimme, dass sie unmöglich natürlich sein konnte. „Zeig mir die, die ihr zu Hilfe eilen könnten.“
Der Schatten ging wieder seine Gedanken durch. Er behielt seine jetzige Gestalt bei. „Heliana Sonnensang. Schwester von Cheida. Sie könnte Probleme bereiten.“ Kurz konzentrierte sich der Schatten wieder, und die Gestalt veränderte sich. „Gwendoly Snü Lilliandra Sonnensang. Der Name ist ewig lang, zwei davon hat sie sich selbst gegeben. Wenn es um ihre Mutter geht, kann sie nervig werden.“ Der Schatten hatte gerade die Gestalt eines kleinen blonden Elfenmädchens angenommen, als es schon wieder weiterging.
Nun war eine schwarzhäutige Elfe zu sehen, mit roten Haaren und blau leuchtenden Augen. „Nyr Vleit. Ich kann es nicht definieren, aber sie würde ich ebenfalls in die Liste einreihen.“
Saylanne nickte, und sah zu Hilderil. „Wenn die drei kommen, darf ich sie haben? Bitte Liebster!“ Der schwarzhaarige Mann legte dagegen die Stirn in Falten, und nickte eher beiläufig. „Mehr nicht?“
Der Schatten in Gestalt der Todesritterin schüttelte den Kopf. „Der Rest ist entweder außer Gefecht gesetzt, oder ich gehe nicht davon aus dass er ein Problem werden kann.“ Wieder ein Nicken vonseiten Hilderils, dann kam nichts mehr. Der Schatten nahm dies als Zeichen gehen zu können, und wandte sich ab. Er ging wieder durch das Tor, und sah zu der leeren Zelle am Anfang des Ganges.
Nicht mehr lange, dann würde diese Zelle endlich einen Insassen haben. Dann wäre Cheida wieder dort wo sie hingehört.
Und endlich… Endlich würde der Schatten dann…
… das Original sein.