Rabenwache
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 [WoW] Erandon - Versuchskaninchen

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LeKüken
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[WoW] Erandon - Versuchskaninchen Empty
BeitragThema: [WoW] Erandon - Versuchskaninchen   [WoW] Erandon - Versuchskaninchen EmptySo 20 Nov - 21:28

Erandon stieg von seinem Knochengreifen, und streckte sich knackend. Die Reise war lang gewesen, das hatte er selbst als Todesritter gemerkt. Normalerweise rieselte die Zeit allzu schnell vor sich hin während er seiner Arbeit nachging. Kaum sah er wieder von seinen Pergamenten auf waren zwei Tage vergangen, ohne dass er es gemerkt hatte.

Seltsam, dass der Flug für ihn lang wie die Ewigkeit gewesen war.

Die knöchernen Finger griffen in seinen staubigen Umhang, der immer hinter ihm her wehte. Seine ganze dunkle Rüstung war millimeterdick von Dreck versehen. Andere mochten das als abstoßend empfinden, für Erandon war es nur zusätzlicher Schutz wenn die Waffen seiner Feinde daran abrutschten. Kurz wurde im Umhang gewühlt. Dabei sah er sich in seiner neuen Operationsbasis um.

Hier in Zul’drak hatten damals heftige Kämpfe zwischen den Drakkaritrollen und der Geißel stattgefunden. Nun war es ruhig geworden in den Ruinen des einst stolzen Imperiums. Unheilvoll kreisten verlassene Nekropolen über das verseuchte Land. Kein Troll, kein Untoter war mehr hier. Einzig der Argentumkreuzzug hielt noch eine kleine Basis hier.

Aber wohl nur der Form halber. Die armen Schweine die hier waren langweilten sich zu Tode.

Einem Verlassenen konnte das glücklicherweise nicht passieren.

„Ah, endlich!“

Triumphierend zog der Todesritter zwei Haarsträhnen aus seinem Umhang. Pervers makellos. Eine blonde und eine braune. Oder war sie rot? Erandon sah genau hin, nur um dann für sich zu beschließen wie unnötig dieses Wissen war. Für seine Experimente würden die beiden mehr als genug sein.

Knackenden Schrittes machte sich der Verlassene auf, um tiefer in eine der verlassenen Nekropolen einzudringen. Er wusste dass es hier niemanden stören würde, wenn er sich hier breitmachte. Wenn es überhaupt jemandem auffiel. Schließlich waren außer er und seiner neuen Assistentin niemand hier zugange. Gerade als der Todesritter den Gedanken an sie verschwendet hatte, trat sie auch schon aus einem der Gänge neben ihn.

Eine Elfe. Lange spitze Ohren ragten aus der purpurnen Kapuze hervor, im Schatten ebendieser leuchteten zwei grüne Augen wach hervor. Der Rest des Körpers war in eine zur Kapuze passenden Robe gehüllt. Kein echter Schutz aber ideal um sich vor den ausziehenden Blicken mancher zu Schützen. Die Erscheinung machte fast schon unsympathisch, so verhüllt war sie.

Auch die melodiöse Stimme der Sin’dorei fehlte diesem Exemplar wie Erandon immer wieder auffiel. Heiser war sie, und hörte sich damit fast noch schlimmer als seine eigene keuchende an.

„Aus eurer Nachricht entnehme ich, dass ihr eine Probe erhalten habt?“

„Ja.“ Der Verlassene reichte seiner Gehilfin die Haarsträhnen. Sie nahm die Proben entgegen, und betrachtete sie prüfend.

„Wenn wir deine mit der braunen… oder roten… gebrauchen können wir mit dem Versuch fortfahren. Hast du alles vorbereitet?“

Die Elfe steckte die Proben sicher in eine der Taschen ihrer Robe. Sie nickte mehrmals.

„Habe ich. Mehrmals. Eure neuste Errungenschaft, diese kleine Maschine, stand jedoch häufig im Weg. Wenn sie nicht gerade alles zunichte gemacht hat. Darf ich vorschlagen sie demnächst aus dem Versuchslabor zu entfernen?“

Ihr Ton deutete darauf hin, dass dies mehr als nur ein Vorschlag war. Woher nahmen sich diese Spitzohren immer das Recht, einen Befehlston anzuschlagen? Der Verlassene wusste, wie er darauf zu reagieren hatte.

„Nein, darfst du nicht. Im Zweifelsfall hat er mehr zu sagen als du.“
„Euch ist aber bewusst dass er außer Zerstören nicht viel im Sinn hat?“
„Seine Einfachheit macht ihn praktischer als dich. Vielleicht sollte ich seinen Ratschlägen Folge leisten.“
„Ich habe verstanden.“

Und das hatte das vorlaute Spitzohr auch. Zufrieden verfolgte Erandon sie mit seinem Blick, als sie in den nächsten Gang abbog und im Labor verschwand. Die eisige Miene des Verlassenen rührte sich kein Stück. Seine Gehilfin war recht praktisch, aber auch ein Risiko. Wenn er sie nicht bald vollkommen gefügig machen konnte würde sie zur Last fallen.

Etwas sinnlos ging Erandon weiter den Gang entlang. Seine Gedanken kreisten wieder um Planung, die Jahre vorausging. Manche würden diesen Verstand verfluchen. In Wirklichkeit war er ein Geschenk. Diverse Personen waren in dieser Planung wichtig, bevor sie überhaupt Ahnung von ihm hatten.

Teil seines Plans zu sein war eben eine Ehre für sich.

Eine Abzweigung später bog Erandon ab, und betrat somit auf anderem Wege das Labor. Seine Hilfe hatte bereits die Proben in Phiolen gesteckt, und vorbereitet auf den Versuch. Zwei Gruben waren im Fels gebaut worden. Sie konnten vielfältig eingesetzt werden. In Acherus wurde eine für Trainingszwecke benutzt. In Naxxanar war es eine Versuchsgrube. Und hier waren es eben zwei kleine nebeneinander.

In der linken Grube lag ein Haufen aus Fleisch und Knochen. Das Fleisch war beliebig zusammengestellt. Tiere und humane Wesen. Die Knochen waren allesamt vom Volke der Elfen. Die andere Grube war dagegen einsam. Nichts war darin.

„Der erste Versuch birgt ein hohes Risiko. Wen werden wir als Versuchstier benutzen?“

Erandon verzog die eisige Miene zu einem grinsen.

„Dich, Cheinesse Sonnensang. Bereite dich darauf vor, wir werden einen Gast haben.“

Er sah die Elfe noch weiter erbleichen. Sie sah nun aus wie tot.



Die Schwerter krachten aufeinander.

„Schneller, Kleines!“

Wieder krachten sie aufeinander. Die beiden Kristallklingen trafen Erandons Zweihänder recht heftig. Die Runen knisterten vor Energie.

Die blauäugige blasse Elfe hatte nichts an Kraft eingebüßt. Sie musste nur wieder in Form gebracht werden. Schon seit Stunden waren sie in der Übungshalle, und kämpften unerbittlich. Die Elfe war schnell, aber die einzelnen Schläge waren nur leicht. Der Zweihänder des Verlassenen dagegen war langsam, aber bei jedem Schwung absolut tödlich.

Wieder trafen die Kristallklingen auf das Zweihandschwert. Dunkle Runen glimmten unheilvoll, bevor die beiden Kontrahenten notgedrungen zurückweichen mussten. Die Energien würden sich sonst ungut entladen, das wussten beide.

Erandons Versuch war geglückt nach einer kurzen Anlaufzeit. Aus der Sin’dorei Cheida war ein nahezu perfektes Duplikat entstanden. Als dunkle Todesritterin. Der Todesritter vermochte nicht zu sagen, was das für Auswirkungen auf seine Gehilfin haben würde, aber das war ihm auch gerade egal. Er hatte ein Monster geschaffen. Das perfekte Monster.

Sein eigenes perfektes Monster.

Der Verlassene war wie immer in seiner Plattenrüstung unterwegs. Direkt nach dem Experiment hatte das Duplikat eine einfache alte Robe bekommen. An diversen Stellen zerfleddert. Doch schien der toten Elfe das nichts auszumachen. Barfuß und mit nichts außer ihren Schwertern tanzte sie die ganze Zeit schon durch die Halle, und bedrängte ihren Erschaffer mit den schnellen Hieben.

Doch nun war der Kampf zum Stillstand gekommen. Und irgendwie war das gut so. Erandon steckte seine Klinge in die Halterung am Rücken, und trat auf seine Kreation zu. Die Kristallklingen von ihr zersprangen in feine kleine Splitter. Die übrigbleibenden Griffe wurden nun etwas handlicher in den Gürtel geschoben.

„Ich denke, du wurdest genug getestet. Es wird Zeit für etwas ernstes.“
„Was wünscht ihr, Meister?“

Der Ton der Elfe gefiel Erandon endlich. Das Original hatte diese Tonlage gar nicht gelernt. Die Kopie konnte sie schon direkt zu Beginn. Und die Stimme selbst war herrlich dunkel und hallend. Viel angenehmer als die melodiöse Stimme der anderen Elfen. Diese war meist einfach nur ekelhaft.

„Räum das Labor auf. Danach will ich dass du eine Liste abarbeitest. Besorg irgendwie die DNA von den Leuten. Die Methode soll mir egal sein.“
„DNA?“
„Eine Haarsträhne oder so etwas in der Art. Möglichst viel. Und nun scher dich weg.“

Die tote Elfe verbeugte sich, und trat schnellen Schrittes aus der Halle. Zurück blieb nur Erandon… und die originale Cheida, die im Türrahmen stand. Langsam ging sie auf den Verlassenen zu.

„Wie geht es nun weiter?“
„Ich habe zwei Hände. Eine linke und eine rechte. Ich bin Rechtshänder.“

Die Elfe brauchte eine Weile, um sich die Worte durch den Kopf gehen zu lassen.

„Und wer ist eure Rechte?“
„Nimm einen Knochengreifen und erledige einige Botengänge für mich. Du findest die Liste im Lager.“
„Aber…“
„Los!“

Cheida nickte, und eilte heraus. Erandon seufzte.

Konnten diese Elfen nicht einmal vom Wertedenken abgehen? Beide waren sie nützlich. Der Verlassene verließ als letzter die Übungshalle, und blieb beim Eingang zum Labor stehen. Er beobachtete die untote Elfe beim arbeiten. Sie war wirklich fleißig, aber ihr Ausdruck sprach Bände. Sie würde irgendwann mächtig genug werden, ihren Erschaffer zu überflügeln. Wann sie das realisieren würde war nicht zu sagen.

Es schien als hätte Nyr Vleit wie so oft recht.
Die schweren, knackenden Flügelschläge eines Knochengreifen waren zu hören.

So langsam wurde es dem Verlassenen bewusst, dass er mit seinem Versuch wohl weitaus mehr in Gang gesetzt hatte als er sich gedacht hatte. Er verzog seine eisige Miene zu einem schauderhaften grinsen.

Das würde noch sehr interessant werden.
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