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 [WoW] Xolia und Raxelle - Von Angst und alten Zeiten

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BeitragThema: [WoW] Xolia und Raxelle - Von Angst und alten Zeiten   [WoW] Xolia und Raxelle - Von Angst und alten Zeiten EmptySo 20 Nov - 21:56

Xolia und Raxelle – Von Angst und alten Zeiten

Es war ein warmer Abend, als Xolia mit ihrer kleinen Tochter Shinaya von den Pestländern her durch den Immersangwald ritt. Die Kleine war aufgedreht, Xolia hatte Mühe, sie im Sattel zu halten. Die Vögel zwischerten, Shinaya versuchte gerade einen Schmetterling zu fangen, als sie plötzlich Inne hielt. „Mama! Guck mal!“, die Kleine zeigte mit ihren Patschhändchen auf den Boden. Xolia hielt ihr Pferd verdutzt an und lugte über ihre Tochter hinweg zu Boden. „Da hat jemand gemalt, Mama!“ Xolia schüttelte den Kopf. „Nein, meine Kleine… Das ist keine Farbe…“

Interessiert stocherte Shinaya in dem scheinbar gemalten mit einem Stöckchen herum, während Xolia sich verwundert umsah. Die Heilerin hatte Recht, es war nicht gemalt. Es waren blutige Fussabdrücke, die quer über den Weg führten. Im Gras war die Spur weitergeführt, wenn auch weniger gut sichtbar. Es hatte wohl seit einiger Zeit nicht geregnet in der Gegend. Das Blut war eingetrocknet. „Shinaya, bleib hinter mir. Wir gehen dem Gemalten nach. Aber ich will, dass du nicht hinsiehst, wenn ich es dir sage!“ Der kleine Blondschopf nickte eingeschüchtert und tapste vorsichtig hinter ihrer Mutter her, welche langsam der Spur folgte.

Es war kaum zu glauben, wie lange die Fussspuren in den Wald führten. Wer sie auch immer hinterliess, musste entweder ein Massacker angerichtet haben, oder kurz vorm Verbluten gewesen sein. Xolia ging davon aus, eine Leiche zu finden. Shinaya nörgelte. Sie war wohl müde vom langen Gehen. Die Heilerin vertröstete ihre Tochter mit einem grossen Stück Kuchen, sobald sie zu Hause waren. Ruckartig blieb die Argentumkreuzzüglerin stehen. „Nein… Das glaub ich nicht…!“ Hastig hob sie ihre Tochter hoch und ging schnellen Schrittes weiter, bis sie vor einem ihr nur allzu bekannten Zelt stand.

Xolia stellte ihre Tochter wieder auf die Füsse. „Du wartest genau hier! Ich rufe dich, falls die Luft rein ist!“ Shinaya nickte gehorsam, setzte sich ins Gras und fing an mit Blumen zu spielen. Xolia ging derweil vorsichtig auf das Zelt zu. Vorsichtig schob sie die Tücher, welche als Zelteingang dienten, zur Seite. Hastig zog sie ihren Umhang vors die Nase. Ein übler Gestank schlug ihr entgegen. Eine Mischung aus Alkohol, Verwesung, Erbrochenem und Kräutern. „Raxelle…? Bist du da?“, fragte sie vorsichtig. Als sie einen Schritt weiter ins Zeltinnere wollte, strauchelte sie. Ein Blick zum Boden verriet ihr auch, was es war. Ein angenagtes, von Fliegen besetztes Bein. Wahrscheinlich von einem Reh. Knurrend blitzten zwei Augen aus einer dunklen Ecke des Zeltes auf. Raxelle’s Tiger war wohl anwesend. Das erklärte auch das Reh. Xolia kniete sich nieder, um eine der am Boden liegenden Öllampen aufzuheben und zu entfachen. Langsam sah sie sich um. Der Tiger zog bereits an ihr vorbei, packte das letzte Stück vom Reh und verzog sich nach draussen. Im Zelt herrschte Chaos. Überall am Boden lagen leere Alkoholflaschen. Kleidungsstücke und Rüstungsteile waren am Boden zerstreut. Sie leuchtete in die Richtung, in der sie Raxelle’s Feldbett in Erinnerung hatte.

„Beim Licht!“, beinahe hätte die Heilerin die Öllampe fallen gelassen. Das Feldbett stand da, wo es schon immer stand. Darauf lag Raxelle auf dem Rücken. Ihr Körper war nur in ein Leinenhemd gekleidet, ihr Kopf war seitlich weggedreht. Beide Beine lagen auf einer zusammengeknüllten Decke, das halbe Bett war voll mit Erbrochenem und Blut. Der linke Arm der Waldläuferin hing schlaff vom Bett, die Hand um eine halb leere Flasche geklammert. Neben der Flasche lagen massig zermahlene Kräuter am Boden. Xolia hastete zu Raxelle, gab ihr eine leichte Ohrfeige um zu sehen ob sie noch lebte. Die Augen waren halb geöffnet, jedoch konnte man nicht sagen, ob sie Xolia wirklich sah. „Was ist passiert?!“, wollte Xolia wissen. Raxelle drehte den Kopf langsam in ihre Richtung. Mit einem breiten Grinsen meinte sie: „Mutter… Da bist du ja wieder…“ Xolia hob beide Brauen und schüttelte verdutzt den Kopf.

Seufzend trat die Kreuzzüglerin aus dem Zelt und kniete sich zu ihrer Tochter ins Gras, welche mittlerweile mit Raxelle’s Tiger kuschelte und ihn streichelte. „Mama wird hier noch eine Weile brauchen… Spiel also schön und sei lieb mit der grossen Katze, ja?“ Shinaya schien geradezu begeistert zu sein über diese Nachricht und hockte sich spontan in den Nacken des Tieres und zog es sanft an den flauschigen Ohren. Xolia kramte ein kleines Handbuch aus ihrer Gürteltasche, blätterte kurz darin und verschwand wieder im Zelt. Darin angekommen begutachtete sie die Kräuter, welche am Boden lagen. Streng blickte sie zu der halb weggetretenen Raxelle. „Hast du die gegessen?“ Die Waldläuferin nickte schwach, begann dann wieder zu grinsen. Xolia schüttelte genervt den Kopf. „Wie VIELE hast du davon gegessen?“ Raxelle zuckte kichernd mit den Schultern. „Weiss nicht… Wie viel davon passt denn in eine Flasche Rum?“ – „DU HAST SIE MIT RUM GENOMMEN?!“, die sonst so ruhige Xolia sprang entsetzt auf, packte Raxelle beim Hemdkragen und schüttelte sie. Raxelle verzog das Gesicht, stöhnte schmerzhaft auf. Xolia senkte den Blick. „Deine Beine… Was ist passiert…?“, mit diesen Worten liess sie die Waldläuferin wieder zurück ins Bett sinken. „Hölle…“, erwiderte diese stöhnend, „erst fragen, dann schlagen! Bist du noch ganz bei Trost?“

Xolia begann, die Flaschen aus dem Zelt zu werfen und brachte etwas Ordnung ins Zelt. Raxelle erzählte ihr derweil was geschah. Ab und zu verlor sie die Orientierung mitten beim Erzählen. Xolia seufzte, und schüttelte die Waldläuferin leicht. „Warum bist du nicht einfach zu einem Heiler gegangen? Eine derart hohe Dosis an Schmerzlindernden Kräutern kann zum Tod führen! Das solltest du wissen!“ Raxelle hielt sich die Stirn. „Klar, hack auf mir rum. Als ob es mir nicht eh schon dreckig genug gehen würde.“ – „Erklär mir lieber, warum man noch weiterkämpft, nachdem man bereits ein Schwert durch den Oberschenkel geschoben kriegt! Nicht mal als dein Unterschenkel brach hast du aufgehört! Nein, man muss sich ja unbedingt noch die Kniescheiben von einem Goblin zerschiessen lassen!“ Xolia schüttelte ungläubig den Kopf. „Und als ob das alles nicht schon zu viel wäre, muss man natürlich noch halb ausgeblutet durch den Wald spazieren! Hätte meine Tochter deine Fussspuren nicht bemerkt, würdest du hier jämmerlich an einer Überdosis Schmerzmitteln und Infektionen verrecken!“ Aufgebracht griff die Heilerin nach dem rechten Bein der Waldläuferin und begann die Verbände, wie auch die Schiene zu entfernen, welche wohl bereits im Rausch angebracht wurden. „Hey… Was tust du da…?“, Raxelle hob schwach den Kopf. „Etwas, was schon längst getan werden hätte müssen!“ Die Waldläuferin begriff erst was Xolia meinte, als sie spürte wie diese im Begriff war, ihre Knochen zu richten.

Panisch richtete Raxelle sich auf, gab Xolia mit dem linken Fuss einen Tritt. Hastig drehte sie sich ab um in der Hektik aufzustehen. Jedoch rechnete sie nicht damit, dass Xolia ihr Bein bereits fest im Griff hatte. Mit einem schmerzhaften Aufschrei, welcher wohl bis Silbermond zu hören war, landete Raxelle auf dem Boden. Wimmernd schlang sie ihre Hände um ihren rechten Unterschenkel, welcher jetzt wohl total verdreht war. Genervt seufzend kniete sich Xolia neben der wimmernden Waldläuferin nieder. „DAS hast du jetzt davon. Warum kannst du nicht EINMAL deine kindische Angst überwinden und mich machen lassen?“, mit diesen Worten wollte sie Raxelle am Hemd greifen um sie aufzurichten. Diese jedoch fauchte voller Hass ein „fass mich nicht an!“ Xolia seufzte abermals. „Na, dann lass mich wenigstens deine Wunden richtig versorgen. Ganz ohne Magie. Angsthase.“

Schliesslich hievte die Heilerin die störrische Waldläuferin wieder aufs Feldbett. Raxelle wich Xolias Blicken trotzig aus, diese liess jedoch nicht locker. „Deine Grossmutter war eine Irre, die zu lange bei den Trollen gefangen war. Wie kann man da nur vor allem und jedem Angst haben, was magisch ist?“ – „Das verstehst du nicht. Das versteht niemand. Einige haben vor Spinnen Angst, ich kann Magie nicht leiden. Ganz einfach.“ Xolia schmunzelte, tupfte währenddessen die Einschusslöcher in Raxelle’s Kniescheiben sauber. Anschliessend legte sie ein paar Kräuter auf die Wunden und verband diese neu. Danach winkelte sie das linke Bein der Waldläuferin so an, dass sie den Durchstich des Schwertes nähen konnte. „Ich weiss noch, wie du schreiend vor mir weggelaufen bist, als ich für meine Ausbildung an dir üben wollte. Es war nur ein kleiner Kratzer, und du hast geheult wie ein kleines Mädchen.“, erinnerte sich die Heilerin lachend. Raxelle knurrte beleidigt. „Nicht einmal als Kind hattest du Respekt vor mir. Auch deine Schwester ärgerte mich, wo sie nur konnte. Wo steckt die eigentlich?“, die Waldläuferin zuckte kurz zusammen, als Xolia die Rückseite ihres Oberschenkels zu nähen begann.

„Meine Schwester? Gute Frage… Ich habe sie das letzte Mal gesehen, als ich mit Shinaya schwanger war. Das ist jetzt doch schon eine ganze Weile her. Ich habe nie viel von ihr gehört, seit sie abgehauen ist. Sie wollte nicht bei meiner Tante leben. Das hat sie dir echt übel genommen, als du uns da abgesetzt hast.“ Raxelle verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und starrte zur Decke des Zeltes. „Ich musste es tun. Erstens musste ich einrücken, und zweitens habt ihr Beiden echt Nerven gekostet! Ich wusste ja nicht, worauf ich mich einliess, als ich damals deiner sterbenden Mutter versprach, auf euch aufzupassen.“ Xolia lachte auf, blickte dann jedoch auf einmal traurig auf ihre Hände. „Sie war eine gute Mutter… Viel zu früh, musste sie gehen.“ – „Das haben gute Mütter so an sich, Xolia. Auch meine Mutter ging früh.“ Einen Moment lang schwiegen die beiden sich an. Von draussen hörte man, wie Shinaya noch immer mit dem Tiger spielte. Sie kicherte und quiekte vergnügt. Lächelnd blickte Xolia für kurze Zeit zum Zelteingang. Nach einem Seufzer blickte sie zu Raxelle. „Zähne zusammen beissen, jetzt kommt mein Lieblingsteil.“ Die Waldläuferin verzog das Gesicht, griff nach einem Kissen, welches sie sich aufs Gesicht drückte. Nur ein gedämpftes „Tu es!“ war zu hören.

Nach ein paar schmerzhaften Aufschreien und zwei, drei knackenden Geräuschen war wohl alles wieder an seinem Platz. Raxelle schmetterte wütend ihr Kissen, welches eben noch als Schalldämpfer diente, nach Xolia. Diese wich dem weichen Geschoss geschickt aus. „Du bist selber schuld. Du willst es auf die harte Tour.“ Die Waldläuferin wischte sich einige Schweisstropfen von der Stirn und schwieg. Die Heilerin beendete schliesslich die Prozedur, nachdem sie das Bein geschient hat und blickte die nach Erbrochenem und Alkohol stinkende Raxelle an. „Wie wärs mit einem Bad?“ Raxelle hob beide Brauen. „Und wie? Willst du mich zum See tragen?“ – „Nein“, erwiderte Xolia, „Ich hole dir einen grossen Eimer Wasser, heize ihn auf und stell ihn dir ins Zelt. Dann kannst du dich selber waschen. Danach muss ich los, meine Kleine ist bestimmt müde. Ich komme morgen vorbei um dir etwas zu Essen zu bringen.“ Die Waldläuferin nickte, lehnte sich zurück und wartete.

Kurze Zeit später stand der Eimer mit warmem Wasser vor Raxelle. Xolia verabschiedete sich, legte der Einäugigen ein sauberes Hemd hin. „Raxelle… Ich weiss, es ist schwer für dich, aber…“, Raxelle blickte auf. Xolia seufzte und beendete den Satz. „Lass dir mal helfen und sei nicht immer so stur.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging. Die Waldläuferin seufzte, zog ihr schmutziges Hemd aus und begann sich zu waschen. „Recht hat sie ja, irgendwie…“, redete sie mit sich selbst. „Immerhin werde ich auch nicht jünger.“ Sie zog das frische Hemd an und legte sich hin. Nach kurzer Zeit des in Erinnerungen Schwelgens, schlief sie schliesslich ein.
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