Rabenwache
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 [WoW] Drei Monate

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BeitragThema: [WoW] Drei Monate   [WoW] Drei Monate EmptyFr 5 Mai - 12:55

Ahoiho Gildlinge!

Fühlt euch eingeladen, in diesem Thread den Zeitsprung von drei Monaten zu füllen, den eure Charaktere außerhalb des Nethers verbracht haben. Bedenkt dabei, dass eure Charaktere INNERHALB des Nethers keinen Kontakt zu Azeroth hatten, und die Rabenwächter nach Gorboks Tod offiziell von Lavyria für tot erklärt wurden.

Wenn ihr sonst irgendwelche Infos braucht, um in diesem Thread euer Geschreibsel abzulassen, dann meldet euch einfach persönlich bei mir!

Frohes Schreiben!

FÜR DEN SCHWARM!
*vanish*
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BeitragThema: Re: [WoW] Drei Monate   [WoW] Drei Monate EmptyFr 5 Mai - 12:56

2,5 Monate nachdem die Rabenwächter verschwunden sind
Stützpunkt der Rabenwache


Zerstörung. Der Sinn, welcher den Wirbelnden Nether antrieb. Das Streben nach Chaos und Verwüstung erfüllte seine Bewohner, die Dämonen, mit jedem Herzschlag, jedem Gedanken. Es war ein Urtrieb mit verschiedenen Ausprägungen. Manch Dämon wie die Teufelswachen- und Hunde kannten nur den Drang, den Hunger nach Tod und Verderben. Andere, wie die Sukkubi und Schreckenslords, fanden Befriedigung im subtilen Akt von Manipulation und schleichender Vernichtung.

So kam es, dass Lavyria Blutfeder von besonderer Zufriedenheit erfüllt war, als sie im Mittelpunkt des Stützpunktes stand, den die Rabenwächter in den letzten Wochen ihrer Existenz mühsam aufgebaut hatten. Teufelsfeuer erfüllte die Luft, brannte sich durch Dach und Balken. Hell knisternd gab die Architektur nach, verwandelte sich von Minute zu Minute weiter in trauriges Gerippe. Teufelsritter waren damit beschäftigt, die Leichen jener in die brennenden Gebäude zu werfen, die übrig geblieben waren. Es waren nicht viele Verteidiger gewesen, nachdem der Stützpunkt kurz nach dem Ende der Rabenwächter zu einem simplen Spähposten degradiert wurde. Ohne die Rabenwache oder Thog Blutfaust gab es keinen Grund, diesem Flecken Erde besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Und nun brannten die letzten Überreste des einst motivierten Stützpunktes nieder, bis nicht einmal eine kahle Erinnerung von ihnen zurückblieb. Niemand würde sich groß um diesen Verlust scheren, doch der Dämon in Lavyrias Haut verstand sich auf saubere Arbeit. Ein Teil von ihm hatte auch gehofft, das eingekerkerte Bewusstsein der Elfe mit diesem Anblick foltern zu können. Leider hatte die wahre Blutfeder längst resigniert, aufgegeben. Eine Enttäuschung für den Schreckenslord.

Ein menschlicher Teufelsritter trat an Lavyria heran. Sein Name war Justus Valingrad, der ranghöchste in der Neuen Ordnung, wie der Schreckenslord sein Gefolge reißerisch getauft hatte. Er hatte viel Zeit aufgewendet, um eine Gruppe Paladine der Silbernen Hand in die Hände der Legion zu überführen. Sorgfältige Worte und Verschwörungen führten die einst rechtschaffenen Kämpfer auf Abwege, die ihre Hände nun mit dem Blute Unschuldiger befleckten. Jeder Teufelsritter hatte sich seiner neuen Überzeugung hingegeben, dass es der Wille des Lichts war, die Leere im Dienste der Legion zu besiegen. Wer bei diesem Schwur zögerte, war von seinen ehemaligen Brüdern und Schwestern ausgelöscht worden.

Justus nahm seinen Helm ab. Sein Blick war entschlossen auf Lavyria gerichtet, während er salutierte. In seinen Augen brannte der Wille des Nethers.
„Es ist vollbracht, Lady Blutfeder. In einigen Stunden wird von diesem Ort nur noch Asche übrig sein.“
Seine Stimme war erfüllt von Treue und der unterschwelligen Hoffnung auf lobende Worte. Der Schreckenslord hatte sterbliche Psychologie ausreichend studiert um zu wissen, dass der Mensch sich nach der Zuneigung von Blutfeder sehnte. Seine Begierde klang in seinem Eifer wieder, in seinen allzu schweifenden Blicken, die er dann warf, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Und der Schreckenslord spielte mit dieser Begierde, wissend, dass sie die Entschlossenheit des Teufelsritters nur stärken würde.

Lavyria legte dem Mann mit einem zufriedenen Lächeln die Hand auf die Schulter.
„Das Licht frohlockt an diesem Tag, mein lieber Justus. Und es wird Euch, als Erster meiner Ritter, entsprechend zu belohnen wissen.“
Justus Valingrad verschluckte sich beinahe an seiner Zunge.
„In Eurem Dienst zu stehen ist Lohn genug, Milady. Die Güte des Lichts ist wahrlich…“
„Blutfeder!“

Es war kein Teufelsritter, der Justus unterbrach. Eine geflügelte Gestalt landete inmitten des brennenden Stützpunktes, ohne Furcht vor den aggressiven Flammen. Sie wurde sofort von den Rittern umstellt, nachdem sie von ihren Kriegsgleven als Dämonenjägerin enttarnt wurde.
Justus wollte schon sein Schwert ziehen und den Störenfried angreifen. Der Zorn über seinen verlorenen Moment mit Lavyria war groß.
„Wie könnt Ihr es wagen…“
Doch Lavyria hielt den Mann mit der Hand auf seiner Schulter auf. Er verzog wütend die Miene, ließ die Klinge jedoch stecken und seine Herrin das Wort übernehmen. Lavyria ging an Justus vorbei und löste die Stellung der Teufelsritter weit genug auf, um die Dämonenjägerin von Angesicht zu Angesicht konfrontieren zu können.

„Ennera.“ sprach die Teufelsritterin, „Was für eine freudige Überraschung.“
Die Illidari ließ ihre Gleven nicht los. Eher wurde ihr Griff fester. „Erspart mir das. Ich sehe, was Ihr seid, Dämon!“
Lavyria lächelte sanft. Die frische, ungezügelte Wut der Jägerin verriet dem Schreckenslord alles, was er wissen musste. Ennera musste erst vor kurzem von Blutfeders Verrat erfahren, und diese Neuigkeit mit dem Verschwinden der Rabenwächter in Verbindung gebracht haben. Sie war verwirrt und unvorsichtig, was ihm ausgezeichnet in die Hände spielte.
„Dämon? So nennen die Illidari wohl alle, die ihnen nicht gefallen. Eure Art ist ebenso selbstgefällig wie melodramatisch. Ich und meine Ritter, wir dienen dem Licht und läutern diese Welt von ihrer Krankheit.“
„Dass ich nicht lache. Läutern würde bedeuten, dass am Ende noch etwas von dieser Welt übrig bleibt.“
„Alles eine Frage des Blickwinkels.“

Teufelsritterin und Dämonenjägerin sahen einander daraufhin schweigend an. Der Schreckenslord wusste sich im Vorteil, war aber nicht leichtsinnig genug, um deshalb in die Offensive zu gehen. Er wartete darauf, dass die Illidari den ersten Schritt – und den ersten Fehler – machte.
Ennera griff sehr plötzlich an. Ihre Geschwindigkeit überraschte den Schreckenslord, aller Vorbereitung zum Trotz. Lavyria zog ihr Schwert gerade noch rechtzeitig, um das erste Aufeinandertreffen mit den Kriegsgleven abfangen zu können. Die Teufelsritter waren drauf und dran, sich in den Kampf zu stürzen und ihre Herrin zu beschützen.
„Bleibt zurück!“ befahl Lavyria durch den ersten Schlagabtausch hindurch. „Sie gehört mir.“

Die schattenhaften Flügel der Jägerin verschafften ihr eine schwer zu fassende Mobilität. Sie wechselte in Windeseile den Winkel ihrer Gleven, nutzte den Auftrieb für einen schnellen Seitenwechsel, mehr Schwung in ihren Attacken. Der Schreckenslord erfüllte Lavyria mit der Kraft sie sie brauchte, um dem Ansturm standzuhalten. Ihrer Rüstung zum Trotz machte die Ritterin jeden Stellungswechsel mit, blieb aufrecht wie ein Fels in der Brandung eines Meeres aus Angriffen.
So lange, bis die Dämonenjägerin einen Fehler machte.

Es war ein Sprung mit den finsteren Flügeln, der Ennera außer Reichweite von Lavyrias Schwerthieb bringen sollte. Eine Gelegenheit, die vom Schreckenslord genutzt wurde. Seine Marionette brauchte keine arkane Magie studiert zu haben, um sie mit seiner Hilfe zu wirken. Eine hervorgeworfene Hand, gefolgt von einer Geste. Die Illidari wurde inmitten ihres Fluges von einer unsichtbaren Macht ergriffen und in das Teufelsfeuer des nächsten Gebäudes geschleudert.
Knistern. Dann das Ächzen eines zusammenbrechenden Hauses, als die letzten Balken nachgaben und Ennera unter sich begruben.

Lavyria wartete einen Augenblick, wusste der Schreckenslord doch um die Hartnäckigkeit von Dämonenjägern. Erst als die Teufelsflammen restlos über das zusammengestürzte Bauwerk herfielen, steckte sie ihr Schwert weg und sah zu ihren loyalen Teufelsrittern.
„Das Licht wird all jene bestrafen, die sich gegen seinen Willen stellen. Und aus der Asche der Ketzer wird unser Kreuzzug eine neue Welt erschaffen, gesegnet von der Herrlichkeit unseres Glaubens, unserer Bestimmung!“

Die Ritterin erntete Jubel für ihre Worte.
Ein Jubel, der sich als Hohn und Spott über die Erinnerung der Rabenwächter legte. Sein Echo erfüllte die Ruinen noch, als die Teufelsfeuer längst erlöscht waren, als nichts mehr blieb außer verkohltem Holz und Gestein.





Das Echo drang unangenehm an Erandon Demours Ohren, als er einen Tag später vorsichtig aus der Flugmaschine stieg. Nicht nur war sein untoter Körper schonmal im besseren Zustand gewesen, auch die auslaufenden Propeller der Maschine stellten beim Aussteigen eine merkliche Bedrohung für sein Haupt dar. Einfacher fiel es da der Pilotin, der schwarzhaarigen Elfe, deren Name sich Erandon nicht merken konnte.
„Wow…“ kam es von ebenjener Elfe, „Dieser Ort ist… wie ein Friedhof. Nur gruseliger.“

Sie hatte nicht Unrecht, wie Erandon befand, als er sich selbst den verwüsteten Stützpunkt der Rabenwächter betrachtete. Der Posten hatte nie viel hergemacht, war stets mehr eine Entschuldigung als eine wirkliche Basis gewesen. Nun musste der Verlassene erkennen, dass es doch noch eine Stufe tiefer gab. Totale Vernichtung, die Schändung eines Leichnams. Das Echo vom Jubel der Teufelsritter war erst der Anfang. Der Gestank von Tod und Verderben kam noch dazu, und war allgegenwärtig. Für einen Lebenden musste er schwer erträglich sein.
„Wenn du schon gaffst, dann wenigstens richtig.“ Demour machte eine schickende Bewegung. „Los, geh suchen.“
Die Elfe rollte mit den Augen: „Ist ja gut, Opa.“

Erandon sah der Schwarzhaarigen nur kurz nach. Dann lehnte er sich an die Flugmaschine, nachdem sie aufgehört hatte zu vibrieren. Während er die Zerstörung betrachtete, dachte er über Lavyria Blutfeder nach. Ihr Verrat an der Silbernen Hand war plötzlich gekommen, und sogar für ihn überraschend, obwohl er sich stets auf alle Eventualitäten vorzubereiten wusste. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, dass die Blutritterin ihre Sache verraten könnte. Und auch jetzt, da der ehemalige Stützpunkt als eindeutiger Beweis vor ihm verweste, war er sich nicht sicher.
Er hatte eigene Erfahrungen gemacht. Mit einer Überzeugung, die zu Wahnsinn wurde. Sein Kampf gegen die Rabenwächter, in dem Nathleen dankenswerterweise sein Ableben verhindert hatte. Damals hatte die Seherkugel der Legion seinen Verstand benebelt. Es war nur ein Verdacht, aber Erandon wollte nicht ausschließen, dass Blutfeders Verrat weitaus weniger eigenmotiviert war, als von den meisten angenommen wurde.

„Heh, Opa!“ kam es nach ungezählten, nachdenklichen Minuten aus den Ruinen, „Ich hab sie gefunden!“
Erandon Demour stieß sich von der Flugmaschine ab und schlurfte gemächlich auf das zerfallene Gebäude zu, in dem er die Stimme der Pilotin vermutete.
„Gut. Pack sie auf die Maschine, wir müssen wissen, was sie herausgefunden hat.“
„Ehh… Wollt Ihr mir nicht kurz helfen beim Tragen.“
„Du bist jung und kräftig, du schaffst das schon.“
„Na toll.“

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BeitragThema: Re: [WoW] Drei Monate   [WoW] Drei Monate EmptySo 7 Mai - 9:18

Es stank nach Blut, Schweiß und diversen anderen Absonderungen sterblicher Leiber. Vermischt mit dem beißenden Schwefelgeruch des Fel ergab sich ein Miasma, das selbst in den längst vertrockneten Schleimhäuten des abgestumpften Todesritters brannte. Dennoch tat er absichtlich einen tiefen Atemzug. So hatte ein Schlachtfeld zu riechen.

Und was für eine Schlacht war das gewesen! Bei ihrem Eintreffen an der südwestlichen Spitze jener Insel, die irgend jemand mit schwerer Kurzsichtigkeit „Verheerte Küste” getauft hatte, waren die vereinten Armeen Azeroths auf erbitterten Widerstand gestoßen – und dennoch: Am Ende erwiesen sie sich als siegreich. Hinter ihm auf der Kuppe begannen bereits die ersten Aufbauarbeiten für einen Stützpunkt zwischen den uralten Kaldorei-Ruinen, eine Speerspitze, die es ihnen erlauben würde, Druck auf die Legion auszuüben und den Weg zum Grab des Sargeras zu ebnen.

Wie die Späher berichteten, war es auch den kleineren Angriffstrupps der Illidari und Vrykul gelungen, strategisch wichtige Punkte an den Flanken der Insel für die Angreifer zu beanspruchen. Bisher lief alles nach Plan.

So weit Arornachs Blick reichte, pflasterten Leichen die schroffen Klippen. Ein Großteil lag in Pfützen aus grünem Fel-Blut. Jedoch wäre nur ein Idiot auf die absurde Idee gekommen, die Verluste der Lebenden als gering zu bezeichnen. Selbst die Schwarze Klinge hatte einige wertvolle Streiter eingebüßt.

Alles in allem lag eine wunderbare Nacht hinter ihm. Selbst das Gemetzel der vergangenen Stunden hatte die ewig zehrende Leere in seiner Brust nicht vollständig füllen können, doch für den Moment ruhte das Biest des Hungers, das ihn anstelle eines pochenden Herzens antrieb.

Lachend machte Arornach einen weiteren, bewußt gemütlichen Schritt auf den Wichtel zu, dem bereits beide Beine fehlten. Wichtel stellten dankbare Opfer dar. Verglichen mit anderen Dämonen waren sie schwach, wehleidig und sich dieser Tatsache nur allzu schmerzlich bewußt. Er konnte die Pein des zappelnden kleinen Geschöpfes, das mit seinen verbliebenen Gliedmaßen vor ihm davon zu kriechen versuchte, förmlich auf seiner Zunge spüren. Wenn es nach ihm ging, ließe sich das Ende dieser Wichtel-Inkarnation noch viele, viele Stunden lang hinauszögern… er würde gründlichst sicherstellen, daß sich die unsterbliche Seele des Dämons im Nether bis in alle Ewigkeit an ihn erinnerte und seine Wiedererweckung auf Azeroth fürchtete…

Etwas zupfte an seinem Umhang.

Nur beneidenswerte Reflexe bewahrten Madenhirn 2 davor, ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie sein Vorgänger. Als das angriffslustige Gebrüll des Orcs verhallt war und die heulende Runenwaffe verstummte, kroch der Spuk so dicht am Boden wie möglich zu den Stiefeln seines Meisters und äußerte beschwichtigende, panische Nuschel-Laute.

„Ich hoffe doch, es ist wichtig”, schnarrte Arornach.
„Mrrrmpff!”
Interessiert neigte der untote Orc den Kopf. „Sprich weiter.”
„Nggrngnnh. Mhm-hmmmhrrff. Mnngrrr!”
Arornachs ohnehin schon großartige Laune hob sich weiter. „Ah. Noch mehr gute Nachrichten.” Er kicherte. Ein unnötig mächtiger Hexer weniger. Nach der mißlungenen Konfrontation war ihm jeder weitere Atemzug Blutfausts ein persönlicher Affront gewesen. Alles in allem bedauerte er, ihm nicht eigenhändig den Schädel abgeschlagen zu haben, aber manchmal mußte man sich mit kleinen Freuden begnügen.
„Brrfffhh”, machte Madenhirn 2 entschuldigend. Er sah seinen Herren dabei nicht an.

Arornach runzelte die Stirn. Mit einer erhobenen Hand bedeutete er dem einäugigen Untoten, innezuhalten. Als er sich umdrehte, war es dem Wichtel trotz seines Mangels an unteren Gliedmaßen bereits gelungen, ein gutes Dutzend Schritte zwischen sich und seinen Peiniger zu bringen. Seufzend folgte der Todesritter der grünen Schleifspur und zermalmte den Schädel des kreischenden Dämons unter seinem Stiefel. Dann trat er noch ein paar Mal nach, ehe er sich wieder Madenhirn zuwandte.

„Nun… Wo waren wir stehengeblieben?”
Der Spuk gestikulierte wild. „Grrrmmmh-pffft! Mrrhhgnanf! Hmmm---HMMMM!”
„WAS?!”

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Wenige Stunden später…

Reglos verharrte Arornach auf dem Dach der Archerus. Von der Nekropole aus bot sich ein inspirierendes Panorama vollkommener Verwüstung. In der Theorie stand er hier wie auf dem Präsentierteller. In der Realität hatte sich die Legion noch nicht von der letzten Schlacht erholt. Zudem umkreiste ein ganzer Schwarm Gargylen und mindestens ein Kontingent Skelettgreifenreiter zu jedem Zeitpunkt die schwebende Festung der Schwarzen Klinge, und gelegentlich patrouillierte auch noch ein Frostwyrm. Daß es hier zu einem unbemerkten Angriff aus der Luft kam, konnte man getrost bezweifeln.

Während der Sturm an seinem Umhang zerrte, wackelte er an seinen Gedanken herum, stieß sie immer wieder an wie einen faulenden Zahn, den man einfach nicht in Ruhe lassen möchte. Gefährdete der Verlust der Rabenwache die Mission? Kaum. Einige von ihnen waren trotz ihrer fehleranfälligen Sterblichkeit nützlich gewesen. Andere hätte er aufgrund ihrer Effizienz als Verbündete in den kommenden Gefechten zu schätzen gewußt. Auf wieder andere konnte Azeroth getrost verzichten.

Letztlich waren sie nur ein kleines Rädchen im gewaltigen rostigen Getriebe der Zeit. So wie er selbst. Ob ihre Welt standhaft blieb oder fiel, würde sich nicht auf ihrer Ebene entscheiden.

Und der Nathrezim, der nun Blutfeders Körper bewohnte? Konnte er ein Problem werden? Möglicherweise. Diese Art von Dämon war berüchtigt für ihre Verschlagenheit. Wahrscheinlich verfolgte das Wesen einen ausgeklügelten Plan, in dem die Blutritterin nur einen kleinen Mosaikstein darstellte. Daß sein Handeln jetzt noch das Ruder herumreißen konnte, schien nicht allzu wahrscheinlich… andererseits konnte Arornach die Möglichkeit aber auch nicht ausschließen. Das allein reichte dem Orc, um wachsam zu bleiben.

Er grunzte und wandte sich dem Portal zu, das ihn zurück auf die mittlere Ebene bringen würde. Wieso nicht die Kampfpause nutzen und weiter an dem Konstrukt arbeiten? Derzeit standen besonders viele Leichenteile zur Verfügung, und der Zeitpunkt der Entscheidungsschlacht rückte mit großen Schritten näher. Wenn es soweit war, wollte er sein Geschöpf einsatzbereit wissen.

Außerdem, so erinnerte er sich mit einem gewissen Bedauern, brauchte er einen neuen Spuk. Schade um Madenhirn 2 – es hieß ja immer, man solle nicht den Boten erschlagen, aber in diesem Fall hatte es ihn einfach überkommen. Er war halt gerade so schön in Fahrt gewesen. Hoffentlich geriet ihm das nächste Exemplar weniger pathetisch.

Noch ein letzter Gedanke wanderte zurück zu seiner Zeit mit der Rabenwache, wurde dann grob beiseite gewischt. An die Arbeit.
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BeitragThema: Re: [WoW] Drei Monate   [WoW] Drei Monate EmptyMo 8 Mai - 10:15

2 Monate nachdem die Rabenwächter verschwunden sind
Die Hallen der Schatten, Dalaran


Der Holzstuhl ächzte kläglich, als Ayana sich auf ihm niederließ und zurücklehnte. Für einen Moment befürchtete sie, er könnte unter ihr zusammenbrechen. Doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie ein Fliegengewicht war, und auf diesem Stuhl schon ganz andere Gestalten Platz genommen hatten. Um sich ihre kurze Unsicherheit in Bezug auf die Sitzgelegenheit nicht anmerken zu lassen, verschränkte sie die Arme vor der Brust und beobachtete ihren Gesprächspartner mit einer Mischung aus Misstrauen und jugendlicher Gleichgültigkeit.
Innerlich war die Tüftlerin angespannt, aber das musste niemand wissen.

Ihr Gesprächspartner war ein Mensch, mit in einem gepflegten Wams und Schuhen, die sicherlich frisch geschrubbt waren. Ein ordentlicher Schnauzbart unterstrich das Klischee eines einfachen Kaufmannes, zusammen mit der Halbglatze und den Lachfalten im Gesicht. Der Mann war darauf angewiesen, dass seine Kunden ihn mochten, denn seine Ware war unterdurchschnittlich. Wenig verwunderlich, war sein Geschäft doch nur ein Deckmantel für seine eigentliche Arbeit. Die Arbeit für die Ungekrönten.
Der Mensch setzte sich Ayana gegenüber. Die Tüftlerin war seltsam erleichtert, dass der Stuhl unter ihm ein wesentlich tieferes Seufzen von sich gab. Wenn dem Kaufmann bei diesem Geräusch ähnliche Gedanken wie ihr kamen, dann verbarg er das gut. Er entzündete ein Streichholz, lehnte sich vor und entzündete die Kerze auf der Mitte des modrigen Tisches, der sich hervorragend in den Kellerraum eingliederte.

In einer Ecke des Raumes tropfte es in einen Eimer hinein. Es roch erbärmlich nach Abwassern und anderen Dingen, die man nicht definieren wollte. Ayana fragte sich einmal mehr, ob man sich ein schlechteres Versteck für die Ungekrönten hätte suchen können. Man konnte die Abwasserkanäle ‚Hallen der Schatten‘ nennen, oder auch ‚Ode an den Wohlgeruch‘. Trotzdem blieben es Abwasserkanäle.

„Frau Erah’nel.“ begann der Mensch schließlich und kramte aus seiner ledernen Tasche mehrere sorgfältig zusammengerollte Pergamente hervor. Seine Lachfalten vertieften sich bei dem erprobten Lächeln, das er hervorbrachte. „Wie geht es Euch?“
„Hier stinkt es.“ antwortete Ayana offen und ehrlich, wie sie es am liebsten tat, „Können wir uns nicht ausnahmsweise in einem Café treffen? Ihr wisst schon… Wo es gut riecht und man Törtchen bestellen kann?“
Der Kaufmann packte ein Tintenfässchen zusammen mit einer trockenen Feder aus. Nachdem er eines der Pergamente entrollt hatte begann er direkt, sich Notizen aufzuschreiben. Die Feder kratzte nervenaufreibend.
„Ich bringe Euch beim nächsten Mal ein wenig Nervennahrung mit.“ Seine warme Stimme wirkte unweigerlich beschwichtigend auf Ayana ein, auch wenn sie wusste, dass des Kaufmanns Auftreten kalkuliert war. Die Elfe seufzte.
„Was habt Ihr für mich?“

Das Lächeln des Menschen wurde etwas trüber. Doch es schwand nicht völlig, als er ein zweites Pergament ausrollte und es Ayana über den Tisch schob. Ein Bericht mit viel zu vielen Details, in derart kleiner Schrift, dass Ayana sich glatt wünschte eine Lupe dabei zu haben. Außerdem fiel ihr einmal mehr auf, dass sie ihre Schwierigkeiten mit der schriftlichen Gemeinsprache nicht abgelegt hatte. Sprache und Schrift waren eben doch unterschiedliche Dinge.
Bevor sie gedanklich abschweifen konnte, wie viel einfacher doch Orcisch war, sah sie wieder zu ihrem Gesprächspartner.
„Was lese ich hier?“ log sie spielend leicht.
Der Kaufmann faltete die Hände auf dem Tisch zusammen. „Die neusten Meldungen aus Suramar und Sturmheim. Eine Gruppe Flüchtlinge aus der Elfenstadt wurde massakriert.“
„Soweit nichts ungewöhnliches. Hat die Legion wieder ihre Fledermäuse losgeschickt?“
„Nein.“
„Die Vrykul?“
„Ebenfalls nicht.“

Ayana seufzte leise.
„Gleich frage ich Euch, ob es Gnolle gewesen sind.“
Das Lächeln des Menschen wurde traurig: „Es war die Silberne Hand.“
„Die Silberne…“

Die Elfe hielt inne. Es ergab für sie keinen Sinn, dass die selbsternannten Vorbilder der Gerechtigkeit sich an simplen Flüchtlingen vergehen sollten. Womöglich hatte es Spione der Legion unter ihnen gegeben. Aber selbst dann hätten die Paladine eher Befragungen durchgeführt, als ein Massaker zu verursachen. Das gebot ihr Schwur an das Gute, das Licht, oder was auch immer. Ayana hatte nicht viel Ahnung von Glaubensdingen.
Sie gab sich beste Mühe, die nächsten Zeilen im Bericht zu lesen. Viel konnte sie nicht entziffern, aber einen Namen verstand sie.

„Was hat Lavyria Blutfeder damit zu tun?“
„Sie hat das Gemetzel angeordnet.“ Der Kaufmann gab ein leises Seufzen von sich. Betroffenheit, bei der Ayana nicht einschätzen konnte ob sie ehrlich oder ebenso kalkuliert war wie das restliche Auftreten des Menschen. Seine Worte lösten die Verwirrung in der Tüftlerin kaum, eher im Gegenteil. Sie hatte Lavyria zum letzten Mal gesprochen, als sie ihr von Valendrions Tod erzählt hatte. Gemeinsam waren sie zur Beerdigung eines Mannes gegangen, dessen Körper es nicht mehr gab. Verschlungen vom Teufelsfeuer, wie gesagt wurde.
Auch wenn Valendrion kaum mehr als ein Deckmantel für Ayanas Arbeit bei den Ungekrönte gewesen war, ging ihr sein Tod nahe. Sie war Verlust gewohnt, und hatte es trotzdem nicht geschafft, Tränen zu verdrücken. Nun, zwei Monate später, traf der bloße Gedanke daran ihre Stimmung noch immer kritisch.

Nachdem sie nichts weiter erwidert hatte, fuhr der Kaufmann einfach fort.
„Wir haben sichere Informationen, dass Lavyria Blutfeder unter dem Bann eines Dämons steht. Sie und eine Gruppe Paladine haben sich von der Silbernen Hand abgewandt und einen neuen Orden gegründet, um im Namen der Legion einen Kreuzzug der Vernichtung zu führen.“
Ayana legte das Pergament zurück auf den Tisch. Sie konnte eh nichts weiteres entziffern, und ihr Denken war viel zu beansprucht, um nebenbei auch noch Fremdwörter aufzusammeln. Lavyria Blutfeder? Besessen? Die Nachricht war erschütternd… und ergab unangenehm viel Sinn. Wie sonst sollte man sich erklären, dass sie die einzige Überlebende Rabenwächterin war?
„Und was soll ich tun?“ fragte sie schließlich, in Ermangelung des Horizonts für eine kluge Frage zum Thema.

Der Mensch zog den Bericht zurück auf seine Tischseite und rollte ihn wieder zusammen.
„Eine Illidari hat begonnen, den Fall Blutfeder zu untersuchen. Sie arbeiten scheinbar an einem Weg, die Blutritterin von ihrem Fluch zu befreien. Der Rat wünscht, dass Ihr Euch diesen Bemühungen anschließt.“
Ayana nickte das Gesagte schlicht ab: „Kein Problem.“

Es erschien ihr naheliegend, dass der Rat der Ungekrönten seine Finger im Spiel halten wollte. Nichts anderes war das Handwerk der Untergrundorganisation. Überall sein, unbemerkt und doch einflussreich. Aus keinem anderen Grund war eine verhältnismäßig unbedeutende Tüftlerin wie sie überhaupt als Ungekrönte tätig. Wer würde denn schon eine junge Elfe der Spionage verdächtigen?
Sie war kurz davor, sich von ihrem leidenden Stuhl zu erheben, als der Kaufmann eine Hand hob.
„Eines noch, Frau Erah’nel.“
„Was denn?“ Ayana hob die Augenbrauen.
Der Mensch sah sie eine ganze Weile lang an. Es sah so aus, als müsste er seine Worte mit Bedacht wählen, oder als würde ihm das Kommende einfach generell schwerfallen. Das Lächeln war inzwischen gänzlich verschwunden, und machte einem leisen Seufzer Platz.
„Der Rat ist sich nach der… Problematik mit Meister Matthias Shaw schmerzlich über die Macht der Manipulation bewusst.“
„Und?“
„Dämonen sind gerissen. Wer auch immer von Lady Blutfeder Besitz ergriffen hat, wird kaum freiwillig von ihr ablassen. Es ist nicht auszuschließen, dass er den Läuterungsversuch als Vorwand nutzt, um sich wieder in die Tarnung einer eigenmächtigen Blutritterin zu begeben.“
Ayana bekam einen Verdacht, worauf der Kaufmann hinauswollte. „Ihr meint, dass er nur so tut, als würde Blutfeder gereinigt werden? Dass er sich nur versteckt und auf die nächste Gelegenheit wartet?“
Der Mensch nickte betroffen: „Der Rat will kein Risiko eingehen. Die Bedrohung, die von Lady Blutfeder ausgeht, kann nur mit Sicherheit beseitigt werden, wenn sie ausgeschaltet wird.“

Das Gesicht der Tüftlerin härtete sich. Sie wusste, dass Lavyria eine alte Freundin von Valendrion war. Doch der Schmied war nun tot, und seine Freundin eine Puppe des Feindes. Ayana zögerte, ehe sie sich dann doch von ihrem Holzstuhl erhob. Wieder ein Ächzen, dieses Mal geradezu befreit.

„Kann sich der Rat auf Euch verlassen, Frau Erah’nel?“
Die Elfe fasste einen Entschluss.
„Ja, das kann er."


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BeitragThema: Re: [WoW] Drei Monate   [WoW] Drei Monate EmptyMo 15 Mai - 13:15

35 n.D.P. – 10 Wochen nach dem Verschwinden der Rabenwächter
Unterstadt, Das Apothekarium


Schlurfen. Der Schein von sterbenden Fackeln. Der ewige Hall jeden Schrittes. Eindrücke, die Margum Finsterhand begleiteten, während er die Wendeltreppe hinab in die Tiefen des Apothekariums stieg. Er ließ sich Zeit, nahm jeden Schritt in angemessener Vorsicht. Ein Fehltritt hätte nämlich einen langen Fall zur Folge, und selbst dem Untod konnte noch der Hals brechen. Es wäre wohl wenig rühmlich, wenn ein Hochkleriker des Vergessenen Schattens mit gebrochenem Leib vortrat. Dementsprechend ließ sich Margum nicht hetzen. Seine Begleitung, Dunkelläuferin Nathleen, passte sich seinem Tempo an, auch wenn offensichtlich war, dass sie ohne Probleme die Stufen hinabsprinten könnte. Ihr untoter Körper war frisch und agil, während Margums Leib mehr und mehr der Verwesung anheim fiel. Der Segen der Dunklen Fürstin erreichte eben nicht jeden.

Der Kleriker hatte längst aufgehört, die Stufen zu zählen, als er und Nathleen das angestrebte Labor erreichten. Eine gute Stunde hatte der Abstieg allerdings gedauert. Ein bewusster Umstand, versteckten die Verlassenen in den tiefsten Katakomben der Unterstadt ihre effektivsten Experimente, die vom Rest der Horde nur Misstrauen, wenn nicht gar Abscheu ernten würden. Neue Konstrukte, Seuchen und Zauber für den unvermeidlichen Krieg gegen das Leben, mit dem sich die Untoten stets konfrontiert sahen. Alles verborgen unter dem Vorwand, die tiefsten Keller würden zu ‚Lagerzwecken‘ genutzt.
Kaum ein Lebender stieg stundenlang Treppen hinunter, um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Und wer es tat, dem wurden nur die wirklichen Lagerräume gezeigt. Ein Bruchteil dessen, was im Untergrund stattfand.

Ein Klopfen. Erandon Demour zog die knarzende Holztür zu seinem Labor auf und deutete eine Verbeugung an, als er Margum sah.
„Hochkleriker. Perfekt, dass Ihr meiner Bitte so schnell nachkommen konntet.“
Margum und Nathleen betraten das Labor. Ersterer gab sich kaum Mühe, seinen Missmut zu verbergen: „Es ist besser wichtig, Demour.“
„Das ist es.“

Erandon führte die Besucher an Werkzeug- und Operationstischen vorbei, deren Oberflächen – besudelt durch getrocknetes Blut – die Fantasie anregten. Margum behielt den Verlassenen im Auge, während sie in die hinteren Bereiche des Labors gingen. Anfangs hatte er sich schwer getan, Demour zu vertrauen. Das war in den Anfangszeiten der Invasion gewesen, nachdem die Rabenwächter Erandon vom Einfluss der Seherkugel befreit hatten. Heute musste Margum eingestehen, dass der gefallene Apotheker ein wichtiger Verbündeter gegen die Dämonen sein konnte, und dass sein Rat nicht auf die leichte Schulter zu nehmen war.
Sie gelangten in die hinteren Teile des Labors, wo die Versuchstiere von Demour gefangen gehalten wurden. Es waren natürlich nicht nur Tiere, die unter neuen Giften und den Nebeneffekten von entfernten Organen zu leben hatten. Einige Menschen waren ebenfalls dabei, vereinzelt auch Zwerge und Gnome. Allesamt in Käfigen gehalten, oder zumindest in Ketten an der Wand befestigt. Manche hingen auch kopfüber von der Decke. Als Nathleen sich diese Genossen genauer betrachtete, kam Demour ins erzählen.

„Jerya und ich versuchen herauszufinden, wie lange es dauert bis genug Blut in den Kopf eines Allianzlers geflossen ist, um ihn zu töten. Ein passender Zauber mit demselben Effekt wäre höchst effizient, um…“
„Warum sind wir hier, Demour?“ unterbrach Margum und erntete damit einen kurzen, enttäuschten Blick von Nathleen, die sich offenbar für das Experiment interessiert hatte.
Der Apotheker wechselte ohne Umschweife das Thema: „Blutfeders Verrat hat uns alle überrascht, Hochkleriker. Ich habe Nachforschungen angestellt, zusammen Raxelle Schattenfeder und dieser… Illidari. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es sich bei Blutfeder um einen Schreckenslord handelt.“

Sie hielten bei einem Käfig an, der sorgfältig mit einer schmutzigen Decke bedeckt wurde. Auf dem ersten Blick regte sich unter der Decke nichts, und Margum tat sich schwer etwas zu hören, mit all dem Gestöhne und Gewimmere der anderen Gefangenen im Hintergrund. Also sah er zu Demour.
„Eine Gedankenkontrolle also.“ Schlussfolgerte der Kleriker.
Erandon hob seinen knochigen Finger: „Es ist leicht, das zu denken. Aber dank meiner Erfahrung mit der Seherkugel…“

Demour machte eine kurze Pause. Es lag offen – wenn auch unausgesprochen – im Raum, dass diese ‚Erfahrung‘ zum Tod vieler Unschuldiger geführt hatte. Der Wahnsinn von Erandon hatte den ohnehin schon schlechten Ruf der Verlassenen bestätigt. Dass die Seherkugel ihm neben der Idee von Terrorismus auch Einsicht in die Ränke und Fähigkeiten der Legion verschafft hatte war der einzige Grund, weshalb der Apotheker noch am Leben war.

Nachdem der Gedanke keinen weiteren Ausdruck fand, fuhr Erandon fort: „… Dank dieser Erfahrung weiß ich um ein wichtiges Detail. Nathrezim können einzelne Sterbliche ohne große Schwierigkeiten kontrollieren. Aber das eignet sich nur bedingt für langfristige Manipulation. Um zu täuschen brauchen sie Informationen, Erinnerungen, Gefühle…“
„Kommt zum Punkt.“ erinnerte ihn Margum.
„Einfache Gedankenkontrolle ist ungefähr so glaubwürdig, wie eine Puppe lebensecht ist.“ endete Demour.

Der Hochkleriker sah zu seiner Begleiterin hinüber, die ihm ein knappes Nicken zur Bestätigung zuwarf. Als Dunkelläuferin kannte sich Nathleen bestens mit der Manipulation von Leib und Gedanken aus, weshalb Margum ihrem Urteil vertraute. Ihre roten Augen hatten inzwischen den verborgenen Käfig erfasst und ließen nicht mehr von ihm ab. Margum überlegte, ob die Dunkelläuferin etwas bemerkte, was ihm entging. Doch ehe er diesem Gedanken weiter nachhing, nahm er Demours Gesprächsfaden wieder auf.

„Wie also ist es dem Schreckenslord gelungen, uns derart zu täuschen?“ Die Frage des Klerikers brachte Erandon zum Grinsen, zumindest seiner Oberlippe nach. Der Eisenkiefer ließ sich von solchen Regungen schwerlich beeindrucken.
„Er hat sich seine Informationen aus erster Hand besorgt.“ antwortete der Apotheker geradezu feierlich.
„Wie bitte?“
Demour führte die Hände in seinem Rücken zusammen: „Schreckenslords sind Gestaltwandler, Hochkleriker. Und sehr gute Schauspieler.“

Margums Ungeduld wurde von einem Moment auf den nächsten hinweggefegt. Sein Interesse war geweckt und richtete sich nun ebenfalls auf die Decke über dem Käfig, von dessen Inhalt er langsam eine Ahnung bekam.

„Gestaltwandler…“ wiederholte Nathleen neben ihm leise, mit ihrer brüchigen Stimme.
Erandon nickte: „Ganz recht. Und normalerweise töten sie diejenigen, deren Körper sie übernehmen, um Komplikationen zu vermeiden. Es sei denn, sie brauchen Informationen, um ihre Rolle spielen zu können, ohne entlarvt zu werden.“
„Was bedeuten würde…“ begann Margum, nur um dieses Mal selbst von Demour unterbrochen zu werden.
„… dass er lediglich Blutfeders Gestalt annahm, um sie als Informantin für sein Schauspiel erhalten zu können.“

Der Apotheker fasste die Decke und zog sie mit einem kräftigen Ruck vom Käfig herunter. Der rostige Käfig enthielt eine magere, zittrige Elfe, deren Name in den letzten Wochen Schlagzeilen im Bilgewasser-Kurier gemacht hatte. Nathleen ging vor dem Käfig in die Hocke, betrachtete sich die Gefangene, die sich offensichtlich in einer schweren Trance befand, aus der sie so schnell nicht aufwachen würde.

„Wie…?“ fragte die Dunkelläuferin lose an Demour gerichtet. Der Apotheker nahm die Gelegenheit, sich selbst wieder reden zu hören, freudig an.
„Logisches Denken. Es hat mich überrascht, dass Blutfeder damals in der Mondlichtung auf einmal die Führung der Rabenwache abgab. Die Entscheidung war zu plötzlich und egoistisch für eine Frau wie sie. Es muss die erste Handlung des Schreckenslords gewesen sein, und eine gewagte noch dazu. Sein Glück war, dass Blutfeder damals von niemandem groß hinterfragt wurde. So konnte er sich von allen zurückziehen, die ihn hätten enttarnen können. Er kehrte nach Quel’Thalas zurück, verhörte sein Opfer und begann sein Werk.“
„Und Ihr habt Blutfeder gefunden…“ murmelte Margum und besah sich dabei die blasse Elfe etwas genauer.
„Wir haben sofort angefangen zu suchen, als klar war, womit wir es zu tun haben.“ erklärte Demour. „Melvelith war dabei eine große Hilfe.“

Schweigen überfiel die drei Verlassenen, während sie vor dem Käfig der Elfe standen. Die stickige Luft war erfüllt von schweren Gedanken, die alle in verschiedene Richtungen davonströmten.
Schließlich war es Margum, der das Thema wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte: „Wer weiß davon, dass wir sie haben?“
„Ich, Jerya, Melvelith... und nun Ihr.“ antwortete Erandon .
„Der Schreckenslord?“
„Noch nicht. Nachdem die Rabenwächter beseitigt waren, wird er sie nicht mehr oft als Informantin benötigt haben. Aber es wird kaum lange dauern, bis er es bemerkt.“
Margum nickte zufrieden: „So soll es bleiben. All Eure Bemühungen werden fortan darauf gerichtet, was für Möglichkeiten uns mit Blutfeder offenstehen.“
Der Apotheker deutete eine Verbeugung an: „Wie Ihr wünscht. Ich werde Ennera informieren, ihr Hintergrundwissen wird sicherlich…“
„Keine Illidari.“ befahl Margum unmissverständlich, und bekam dafür trotzdem dezent verwirrte Blicke von Demour und auch Nathleen zugeworfen.

Sie hinterfragten ihn nicht.


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